Deathwish666 hat geschrieben:An was für Treiber hast du bei 1" gedacht und was ist der max. "Zielpreis" oder besser: Was darf der Hochtöner kosten?
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Ich möchte da gerne 3 mögliche Kandidaten in den Raum werfen, die mir persönlich ganz gut gefallen.
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BMS 4550 (der lauteste)
Beyma CD10N (vermutlich der teuerste unter genannten)
B&C DE250 (der leiseste)
Mir schwebt im Moment der RCF CD400 vor - in Deutschland schon sehr günstig zu haben, in UK mit ca. 80€ allerdings im Moment konkurrenzlos, für einen Markentreiber. Klingt zudem bei großen Pegeln kaum angestrengt, liefert eine ordentlich Empfindlichkeit im Hochton (nicht nur im Datenblatt...), harmoniert außerdem gut mit dem Limmer 116, welches ich gerne verbauen würde.
BMS 4550 finde ich uninteressant, da der zwar tief trennbar ist, diese Eigenschaft für das Projekt hier aber komplett sekundär ist, zudem fehlt in Richtung 10kHz gegenüber manch andere Kandidaten schlichtweg Empfindlichkeit, was wiederum durchaus ein relevanter Punkt ist.
Den Beyma sollte man sich tatsächlich näher ansehen. Falls jemand einen zum Vermessen entbehren kann, gerne zu mir damit.
B&C DE250 habe ich wiederum hier, gefällt mir persönlich auch ganz gut - jedoch hat der durchaus eine etwas brachiale, dreckige Seite, zumindest wenn man ihn bei ca. 1,5kHz trennt und Pegel sehen will, Frage ist ob das zu einer tendenziell eher sauber klingenden 3 Wege Kiste passt, und ob die Tendenz bei höherer Trennung zurückgeht.
dell91 hat geschrieben:ich werfe mal den 18sound NSD1095N.
Der Treiber klingt zwar gerade bei hoher Trennung wirklich schön, allerdings hat der bezüglich des Hochtons ähnliche Probleme wie der BMS 4550, auch hier kommt sehr schnell ordentlich Leistung zusammen, wenn man die Treiber so entzerrt dass Räume ausgewogene angeregt werden (-> Energiefrequenzgang), bzw. Outdoor auf größere Entfernung die Dämpfung hoher Frequenzen kompensiert wird.
Dementsprechend plädiere ich ja für einen Treiber der vor allem hier von sich aus genügend Output liefert. Selbst wenn 3dB akustisch nicht viel sind und Programmanteile über 5kHz zeitlich eher kurz sind, 3dB fehlende Empfindlichkeit bedeutet es Bedarf doppelter Leistung zum Ausgleich - das muss einfach nicht.
Jens Droessler hat geschrieben:Klirrmäßig wird man allerdings den Übergang zwischen gut gemachtem Mitteltonhorn und dem 1"er hören. Von daher würde ich noch 1,4"er mit 2,5" Spule in Erwägung ziehen.
Nachdem mir das die letzte Zeit etwas zu denken gegeben hat, fand vorgestern nach Feierabend ein kleiner Feldversuch (keine Messsession!!!) bei mir in der Arbeit statt. Der Raum ist ca. 30m lang und 13m breit und akustisch behandelt, dementsprechend sind die Ergebnisse auch ohne Massenabsorber (-> Publikum) halbwegs repräsentativ.
Verwendet wurde ein quick&dirty zusammengeschusterter Prototyp, bestückt mit dem Sonitus MR8XT, RCF CD400 am Limmer 116, sowie B&C 15NW76 auf Bretterhorn, um auch schonmal zu sehen wie sich das ganze Konstrukt bezüglich des deutlich abweichenden Strahlungswiderstands gegenüber der Normschallwand verhält.
Der Einfachheit halber wurde alles stur aktiv mit LR24 getrennt, da besteht also evtl. noch Luft nach oben, Pegel jedoch akribisch angepasst, auch wurde nur der Hochtöner mittels eines High Shelf entzerrt. Alles Quick&Dirty, die Trennung funktionierte jedoch sehr schön bezüglich Addition und Auslöschung. Controller war ein DCX, Hochton und Mittelton bekamen jeweils einen Kanal einer LD Deep4950, der Tieftöner zwei gebrückte Kanäle, um hier nicht übermäßig früh in´s Limit zu kommen.
Als Referenz habe ich daneben eine K&F CA1515-6 (SP) gehängt, zwar nicht optimal, aber besser als garkein Anhaltspunkt, das ganze auf 5m Höhe gefahren (bei 10m Deckenhöhe), als Bassunterstützung bekam jede Box einen doppel 18er am Boden, an zugehörigem System-Controller (Apogee AE12), deswegen musste bei 100Hz mit einem LR12 getrennt werden, der Controller kann nur die eine Trennfrequenz.
Runde 1 - man merkt im Mittelton sofort den Unterschied zwischen tief zum 15er getrennten 1,4" Treiber bei der K&F und der 3 Wege Kiste, das sind schon leise zwei Welten, die Auflösung ist eine andere Liga, Stimmen sind besser differenzierbar, bei gleichem Pegel klingt die 15/3er subjektiv viel angenehmer, wirkt dadurch aber auch leiser.
Gehört wurde hier der übliche Anfang meines Parcours, sowohl überproduzierte Top40 Produktionen, die jedoch als Test-Tracks gemeinhin akzeptiert sind, und jeder schon auf gefühlt 1000 Systemen gehört hat, als auch Lieder mit erkennbarer Dynamik, manche auch Live Aufnahmen.
Runde 2 - wir steigern den Pegel, der Parcours wird um Titel etwas härterer Gangart erweitert, der Abstand von 10m Luftlinie zu beiden Lautsprechern erweist sich nun als sinnvoll. Noch immer klingt die 15/3er bei gleichem Pegel viel angenehmer und differenziert die Signale durchweg besser, dies tritt vor allem bei Programm mit geringerem Dynamikumfang sehr positiv in Erscheinung.
Runde 3 - Pegel bis in den Limiter, in dem Fall ist es sowohl bei der K&F als auch der 15/3er der Tieftöner, welcher zuerst limitiert, bei der K&F evtl. 1 bis 2dB vorher, der böse Teil der Playlist kommt in´s Spiel, der enthält sowohl Progressive Metal, Psytrance, Minimal, und DnB.
Die 10m Abstand erscheinen um ungefähr 100m zu gering, es ist LAUT. Noch immer zeigt sich, die 15/3er klingt um Welten angenehmer, differenziert besser, vermittelt sie hat noch Reserven, wo es mit der K&F schon hörbar ungemütlicher zugeht. Hier zeigt sich dann endgültig der Vorteil des Konzepts.
Jedoch merkt man dem Mitteltöner durchaus an, dass dieser nun bis zu 300W Spitzenleistung sieht,
ich persönlich finde das jedoch noch nicht tragisch. Beim Hochtöner könnte man vermuten, dass dieser etwas mehr klirrt als der MT, es ist jedoch nur eine Vermutung. Ein klaffender Unterschied ist da nicht. Obwohl der Tieftöner hier schon fast 1000W sieht und limitiert wird, klingt dieser Weg noch immer total unauffällig, mit mehr Leistung wird er jedoch vermutlich zeitnah sterben.
Versuch hiermit (fast) beendet, Ergebnisse und Rahmenbedingungen auf Papier notiert.
Runde 4 - die von der Musik auf den Plan gerufenen Kollegen, die schon auf dem Weg in den Feierabend waren, fanden sich ein, hielten sich jedoch brav im Hintergrund, bis mein Musikprogramm verstummte. Die kennen diese gelegentlichen "Nachtschichten" schon. Auf Nachfrage wurde eine Miniklinke freigegeben. Nach kurzem herumspielen hatten die Kollegen ihre Lieblingsbox gefunden.
Für mich folgte der Weg zum Kühlschrank, anschließend quälten die Kollegen (allesamt aus der Veranstaltungstechnik, darunter auch Tonler, Musiker, oder einfach Leute die gerne Musik hören) willig die 15/3er mit ihrer Musik. Von hartem Metal bis hin zu diverser Elektronischer Musik und Crossover war vieles dabei.
Nachdem es gerade gemütlich war, frequentierten wir den Kühlschrank allesamt öfters, das Hallenlicht wurde durch an die Decke gerichtete PARs ersetzt, der halbwegs objektive Teil des Versuchs endete hiermit. Endgültig.
Jedoch schätze ich das hören von guter, unbekannter Musik unter Alkoholeinfluss sehr, neben dem Unterhaltungsfaktor bemerkt man ab und zu Dinge, die einem sonst nicht auffallen würden, wenn auch auf einer leicht diffusen Ebene. In diesem Fall war bei mancher elektronischer Musik und Pegeln im Grenzbereich, neben dem erkennbaren, aber tolerablen Klirr, ein gewisses "Präsenzloch" irgendwo bei 3kHz zu vermuten.
Soll jedoch nicht heißen, dass hier etwas fehlt, es klingt jedoch einfach nicht übermäßig nachdrücklich. Ob das allerdings eine Problemstelle ist, oder insgeheim zum angenehmen Klangcharakter beiträgt, ist die Frage, vermutlich wäre das jedoch mit einem 1,4" Treiber weg, und würde damit etwas "größer" klingen.
Angemerkt sei, dass hier schon Pegel gefahren wurden, die einem ordentlich dimensionierten System eigentlich nicht abverlangt werden sollten, die K&F tut hier oft einfach nur weh ("mach die wieder aus..."), zeigt jedoch beschriebenes Verhalten nicht. Ob man daraus jetzt etwas ableiten kann lassen wir bitte offen.
Ebenso sei noch einmal angemerkt, dass es sich hier um einen Feldversuch handelt. Obwohl auf eine saubere Trennung, auch unter Winkel, der einzelnen Wege geachtet wurde, ist das nicht der Weisheit letzter Schluss, eine umfangreiche Optimierung und Untersuchung auf Klirr im Bereich der Trennung habe ich z.B. explizit nicht gemacht, das wollte ich einfach bei einer sinnvollen Trennfrequenz erst einmal
hören, bevor man sich an Zahlen aufgeilt.