Frage zu Power Compression

[meister_k]

Hallo zusammen,
kann jemand sagen, wie viel Power Compression moderne Treiber im Vergleich zu älteren Treibern haben?
Bei älteren JBL Treibern sind ja gerne mal 3-4 dB Power Compression bei Nennleistung angegeben. In aktuellen Datenblättern finde ich die Angaben aber garnicht mehr.

[Gast]

Sehr interessant, dass man dazu nichtsmehr findet - hatten die Hersteller vor 10 bis 15 Jahren noch angegeben.

Die Tendenz bei den damals modernsten Treibern lag bei Full Power zwischen 2,5dB und 3dB. Die gehören auch heute noch zur Ober- bis Spitzenklasse, da die Entwicklung spätestens seitdem eh stagniert.
Ein paar ganz wenige Treiber lagen noch bei 2,3dB, soweit ich das in Erinnerung habe.

[the flix]

18Sound hat das früher mal angegeben, in den aktuellen Datenblättern finde ich die Zahlen aber nicht.
Manche Händler haben die Angaben noch aufgeführt:
https://www.blue-music.de/eighteensound ... tsprecher/
http://lsv-achenbach.de/shop/product_in ... 95a1455e73

[Sabbelbacke]

Das "Problem" ist, dass Powercompression ein Zusmmanewirken mehrere Faktoren ist und sich eigentlich nicht wirklich in einen fixen Wert pressen lässt - ähnlich wie maximaler Schalldruckpegel oder maximale Belastbarkeit. Die letzten beiden findet man dennoch natürlich auch heute noch in Datenblättern, die Powerkompression sparen sich die meisten inzwischen..

IMHO is das gut so, das war nur ein weiterer Wert, der im Datenblatt eine Vergleichsmöglichkeit suggeriert hat, die ein angebliches Qualitätskriterium in eine Zahl presste... Es verführte nur wieder dazu dass die Marketingabteilung ein Verkaufsargument ins Datenblatt presste - ehrliche Hersteller hatten wieder das Nachsehen und wer dreisst "mehr reinschreibt" gewinnt....

Es gibt aus oben genannten Gründen auch keinen einheitlichen Standard, wie man das angibt. Bei Leistungsangaben gibts wenigstens Versuche über die letzten Jahrzehnte, da einen Standard einzuführen, der bei Amps und Speakern halbwegs Einzug gehalten hat - bei der Powercompression wäre noch viel Normierung von Nöten...

Aber auch heute gilt noch: Je mehr man sich verkneift Material im Grenzbereich zu betreiben, desto weniger ist das überhaupt erst ein Thema. d&b hat seit jeher super konservative Angaben im Datenblatt - witzigerweise lebt das Material auch entsprechend lang

Prinzipiell hat sich schon was getan in der Entwicklung von Speakern - aber längst nicht so viel wie es die immer größer werdenden Zahlen in Datenblättern vermuten lassen. Powercompression hängt auch heute noch hauptsächlich vom Hub und der Wärmeableitfähigkeit / Kapatität des Motors ab.... Je mehr Schwingspulendraht, je mehr Magnet drum rum, je mehr Kühlung durch Luftstrom - um so resistenter gegen Powercompression.

Lüftungstechnisch am Treiber selber hat sich ein bischen was getan in den letzten Jahrzehnte. MaltCross gibts aber auch schon einige Zeit und Mehrfachbelüftungen (Bohlkernborhungen, etc..) sind auch seit 50 Jahren auf dem Markt...

Kleber sind ein bischen besser geworden. Hat aber nicht so viel Einfluss auf powercompression...

Membranmaterialien sind meist auch heute noch Papier und Komposite davon - bis auf ein paar Metallmembranen oder Kohlefaser wurde das Rad auch da nicht komplett neu erfunden.

Ferrtit und Alnico sind auch uralt, Neodym inzwischen fertig entwickelt ... Hier gabs sogar rückläufige Entwicklungen bezüglich der Wärmekapazität, da die Magneten ja kleiner waren..

Schwingspulengrößen sind etwas angehoben worden - inzwischen gibt es durchaus einige 6" Spulen. Das macht durchaus was aus. Zusammen mit stärkeren Motoren (die früher auch möglich waren, Thorulf Harting lässt grüßen... aber sie waren nicht so übich) bekommt man heute auch die schwereren Schwingeinheiten gut bewegt - den Honrtauglichen 21er gabs vor 50 jahren so noch nicht.

Damit zusammenhängend sie die vielleicht größte Änderung erwähnt: Die Simulation von Magnetflusslininen und die Möglichkeit die nicht linearen Effekte im Motor heut simulieren zu können, haben zu besserem Hubverhalten geführt (im Sinne von linearer bewegung - BL Kurve und Co...) - dadurch wird besser gekühlt, die Schwingeinheiten neigen weniger dazu DC Anteile in Ihrer Bewegung aufzubauen.. Auch sind damit effektive längere Schwingspulen möglich, da hat sich ein bischen was getan (Unterhang macht trotzdem keiner, da war das auch früher schon kein Problem)...

Aufhänhung und Co sind nicht soooo weiter verbessert worden - eine dreifach Aufhängung oder sogar Tripple Spider gabs früher auch schon...).

Im Großen und Ganzen meist also kosmetische Änderungen, die riesen Innovation blieb aus.

Die Summe aller genannten Veränderungen haben aber zumindest bei Top- Herstellern im Hochlastbereich dazu geführt, dass wir heute das eine oder andere kW mehr wo reinschieben können - der Großteil der Speaker ist in Punkto Powerkompression jetzt aber nicht welten entfernt von dem, was vor 30 Jahren schon gut war....

Ich vermisse Projekte wie die Alu-Platten Kühlung der Lab-Clone (PI Speaker von W. P.) - das war spannend in Punkto Wärmeabfuhr (aber nicht unproblematisch und unaufwändig)...

Am Ende würde ich es so zusammenfassen: Auch heute wird es einem sehr guten Treiber in einer kleinen geschlossenen Rückkammer in einem frontloaded Horn schnell zu warm im Gegensatz zu einem extrem konvektionsgekühlten Konstrukt mit Free-Air Zugang für den Magneten. Aber auch früher lebten Zeck-Bässe ewig, wenn man sie artgerecht behandelte und Free-Air Hybrid Hörner erlitten den DC Collaps bei Überlast Ich würde also eifnach früher wie heute drauf achten, dass das Material sinnvoll betrieben wird, dann ist der Faktor Power Compression kein Thema