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Erfahrungsbericht: Aktivbetrieb einer Canton 3-Wege Box mit Hypex FusionAmp FA123

Ob CarHiFi, Surround, Stereo, Abhöre oder Regalboxen, hier wird selbst gewerkelt

Moderatoren: Moderation DIY, Bereichsmod

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#1

Beitrag von GeorgeBLN79 »

Hallo zusammen,

Kurz zur Einleitung: Ich nutzte seit 2006 ein Nubert Surround-Set bestehend aus NuLine 122 (Center CS-72, Dipol DS-62, Subwoofer AW-1000) in Verbindung mit einem Onkyo TX-NR 5000 E Heimkino Verstärker. Solange man den Platz zuhause dafür hat und Lautsprecher nicht in den Raum quetschen muß (Positionierung der LS in Raumecken kam für mich nie in Frage). Soweit war das erstmal ein tolles Setup. Ab 2012 bin ich mit den Jahren zwei Mal umgezogen und musste mich aufgrund der Wohnraumsituation deutlich verkleinern, sprich das Lautsprecher-Setup passte nicht mehr und wurde verkauft. Ich bin dann zur Stereo Wiedergabe zurück und hörte vermehrt Musik statt Filmton. Standboxen passten aber weiterhin wenn auch keine Trümmer (sprich richtig breites und tiefes Gehäuse wäre in der Aufstellung schwierig). Ich entschied mich für ein Paar Canton Vento 890.2, die ich bis heute noch nutze.

Wie kam nun der Wechsel von Passiv auf Aktiv zustande?

Der Onkyo TX-NR 5000 E hat sich mit einen schleichenden Defekt vor ein paar Monaten verabschiedet, denn ich nutzte das Geät seit vielen Jahren auch weiterhin für die reine Stereowiedergabe.

Die Ursache: Die Eingangsquelle hat sich wie von Geisterhand selbst verstellt, sprich man hörte CD und plötzlich schaltete das Gerät selbständig auf den Eingang "DVD / Video 1" Quelle um. Anfangs passierte das eher selten, wurde jedoch immer regelmäßiger. Das Gerät schaltete sich mitten in der Nacht sogar von selbst aus dem Standby ein, was etwas unheimlich war. Ich begann mich auf Fehlersuche und schraubte das Gerät auf, bis ich feststelle, das dieses Umschalten immer auf die selbe Eingangsquelle auch dann passierte, wenn die Platine mit dem Knöpfen zur Wahl der Eingangsquelle gar nicht mit dem Rest verbunden war - auch hatte ich alle rückseitigen Steckkarten entfernt, um den Fehler einzugrenzen. Eine Reparatur war nicht mehr drin, denn zur reinen Stereowiedergabe war das Gerät für den kleineren Wohnraum auf Dauer mit seiner Leistung und dem 7.1 Surround Funktionsumfang zu überdimensioniert. So verkaufte ich dann das Gerät auf eBay mit Angabe als Teildefekt. Ich schätze es hat 15 Jahre Dauerbetrieb auf den Buckel klaglos mitgemacht (damals gebraucht gekauft).

Da ich aufgrund meiner Hörerfahrung auch fasziniert davon war, den Klang der Lautsprecher für meinen Wohnraum selbst zu optimieren, kam für mich kein klassischer HiFi-Verstärker mehr in Frage, denn meine Hörgewohnheiten sind je nach Produktion der CD oder der gefahrenen Lautstärke unterschiedlich. Ich kaufte mir zwei Hypex FusionAmp FA123 Module (Eingangswahl: XLR Analog, XLR Digital, Optisch TOS-Link, Analog Cinch oder Digital S/P-DIF, 3- Weg Aktivweiche mit DSP + 3 getrennten Endstufen in Class-D Technik).

Vorteile der Aktivelektronik:

1.) Drei unterschiedliche Presets für die Hörgewohnheiten und unterschiedlichen Qualität der Tonquelle bzw. dem Programmmaterial auf CD:

Leiser TV-Ton eher angehobener Bassbereich und um 3 dB verstärkte Mitten, zum lauten Musik hören eher linearisierter Bassbereich mit Bekämpfung der Raummoden und ein leicht zu den Höhen abfallende Charakteristik. Scharfe Frequenzen im Hochtonbereich bzw. im Präsenzbereich (2 - 8 kHz) können beim laut hören schmalbandig zurückgenommen werden, ohne das die Transparenz und Durchhörbarkeit darunter leidet. Schlecht gemischte Crash-Becken am Schlagzeug können mich nicht mehr nerven. Sie sind einfach etwas leiser als der Rest.

2.) Individuelle Einstellung der Trennfrequenzen zwischen Tiefton, Mittel- und Hochton: Der ideale Arbeitsbereich ist bei jedem Chassis aufgrund von eingeschlossenen Luftvolumen, Klirrfaktor, Resonanzfrequenz, Positionierung auf der Schallwand und dem Abstrahlverhalten anders. Entzerrung der Tieftöner im Tiefbassbereich: Es lässt sich noch etwas mehr Tiefbass herausholen.

3.) Steile Trennung von mehr als 24 dB/Oktave zwischen den Treibern, was den Bauteileaufwand auf einer passiven Frequenzweiche zu groß machen würde. Passive Weichen mit 48 Bauteilen oder mehr klingen nicht mehr gut, weil Dynamik verloren geht. Es braucht auch keine (teuren) riesigen Spulen und Kondensatoren mehr. Kein Aufbau und Modifizieren von Frequenzweichen mehr nötig. Dazu bräuchte ich erst mal ein Bauteilegrab und ich spare mir auch eine teure HiFi Vor- und Endstufe wenn ich Leistung satt haben will.

4.) Einmessung der Treiber als auch Einfluss der Raumakustik möglich. Das Modul arbeitet mit einer PC-Software, die für die Klangabstimmung der Treiber als auch Messungen von Lautsprechern geeignet ist. In der Software ist eine Messfunktion für die einzelnen Wege eingebaut. Ein Sweep-Signal wird per Audio-Interface ausgesendet und die Impulsantwort am angeschlossenen Mikrofon ausgewertet. Phasendrehungen können per individueller Verzögerung pro Weg eingestellt werden.

5.) Lautsprecherchassis mit unterschiedlichen Wirkungsgrad können pro Endstufe angeglichen werden. So war es möglich die Hochtöner der Canton Vento 890.2 gegen einen Air Motion Transformer, einem Audiopur AMT9M auszutauschen. Dieser Hochtöner kostet nur 50-55 Euro pro Stück und klingt so viel besser wie jegliche Canton Hochtöner, egal aus welcher Serie. Die Lautsprecher klingen jetzt so hochauflösend wie ein guter Kopfhörer (beispielsweise meinem Sennheiser HD 600).

6.) Class-D Endstufen brauchen keine riesigen Kühlkörper und Ringtransformatoren mehr. Die Platine mit der Eingangswahl, DSP-Weiche und 3 Endstufen ist sehr kompakt und passt auch in eine schmale Regalbox. Sie arbeiten sehr effizient, ohne Nachteile im Rauschverhalten oder Problemen mit Impedanzen. Der Klang ist durch die DSP-Anpassung noch besser als damals mit meinem AVR-Boliden. Die direkte Leitung von der einzelnen Endstufe zum Lautsprecher äußert sich in einen noch dynamischeren Klang, sprich kleine und große Lautstärkesprünge kommen laut gehört schon explosionsartig zu Gehör und lassen sich mühelos in ihrer Abstufung heraushören.

7.) Es braucht nur noch eine digitale Verbindung zum (Samsung 55-Zoll) Fernseher per optischen TOS-Link, denn dieser steuert quasi auch schon alles, was eine übliche Anlage benötigt. Von Radio- und Fernsehkanalauswahl bis zur CD-Sammlung im Netzwerk auf einem NAS (Network Attached Storage), der Netzwerkfestplatte oder auch YouTube und Internet. Alles was dort per HDMI angeschlossen wird, geht auch optisch per Digitalverbindung direkt zu den Endstufen. Der Fernseher kann per DLNA Streaming-Protokoll direkt auf geteilte Inhalte auf Netzwerkplatte oder per WLAN aufs Smartphone zugreifen.

8.) 2x 125 Watt für beide Tieftöner, dem Mitteltöner plus 1x 100 Watt für den Hochtöner reichen bei einem wirkungsgradstarken Lautsprecher wie der Canton Vento 890.2 locker aus um auch Ärger mit den Nachbarn zu bekommen. So habe ich es gestern aufgrund meiner Begeisterung mit der Lautstärke total übertrieben. Man merkt gar nicht welche Pegel gefahren werden, weil es so sauber und differenziert klingt ohne Rasiermesser in den Ohren zu haben oder den Mitteltonbereich mit Dröhnen zu maskieren. Mein Hörabstand ist 3 Meter (wie auch die Breite im Stereodreieck).

Der Klang ist jetzt der Wahnsinn und eigentlich genau das was ich schon immer so haben wollte: Die Lautsprecher klingen nun im Mittel- und Hochtonbereich sehr präzise und lassen jedes Detail mühelos heraushören ohne nervig oder vordergründig zu klingen. Die Transparenz und Durchhörbarkeit bleibt stabil wenn verschiedene Instrumente und Klangfarben gleichzeitig wiedergeben werden (vorausgesetzt der Mix ist nicht schlecht). Ich kann mir trotzdem schlechte Aufnahmen anhören, ohne genervt zu werden, Umschalten der Presets auf der Fernbedienung und fertig ist die Anpassung. Der Bassbereich klingt mächtiger, differenzierter und ausgeglichener als zuvor, ohne in dröhnende Monotonie zu fallen. Der Grundtonbereich ist aufgrund der Positionierung an der Stirnwand nicht mehr übertrieben dargestellt. Sonst stehen die LS mit einigen Abstand zu den Raumecken.

Fazit: Die Hersteller von passiven Lautsprechern kochen alle mit Wasser. Die Klangunterschiede der Hersteller und ihren unterschiedlichen Serien ist darauf zurückzuführen, wie diese Lautsprecher in der Frequenzweiche abgestimmt werden, besonders im Mittel- und Hochtonbereich lässt sich viel überdecken (z.B. verstärken leicht zurückgenommene Mitten den Hochtonbereich oder umgekehrt. Unsere Ohren sind da besonders empfindlich). Auch spielt die Gehäusegröße und innere Bedämpfung eine wichtige Rolle.

Ich möchte auch sagen, das ein AMT Hochtöner für mich persönlich einer Kalotte überlegen ist. Ich hatte mit Kalotten (speziell von Canton) schon immer Probleme, denn diese Schwingspulen machen sofort Probleme, wenn sie nicht 100% genau im Luftspalt liegen oder minimal verbogen sind. Und das kann sich mit den Jahren auch verschlechtern, wenn man vielleicht mal das Klavier zu laut wiedergeben hat und es deshalb auf einer Seite klirrt oder die höchsten Obertöne, der Glanz (10 - 20 kHz) im Hochton fehlt. Der AMT wird dagegen anders angetrieben und kann nicht solche Probleme entwickeln.

Jetzt ist es doch viel Text geworden, obwohl ich noch viel mehr auf die einzelnen Details eingehen wollte. Jedenfalls kommen passive LS für mich nicht mehr in Frage, denn ich habe keine Lust darauf, mir vom Hersteller fest vorgeben zu lassen, wie die Schallenergie in meinem Raum verteilt werden soll. Zudem kostet die Aktivtechnik heute nichts mehr. Ein DSP-Chip und D/A-Wandler ist winzig. Class-D Enstufen wie die von Hypex wirklich absolut ebenbürtig was konventionelle Class-AB Verstärker angeht.

Falls ich doch noch mal Lust habe die Lautsprecher weiter aufzumotzen, wird es dann eher ein Selbstbau-Projekt, denn gute Treiber sind günstig im Selbstbau, nur geizen die Hersteller von Fertiglautsprechern mit Gehäusevolumen und Membranfläche, denn da wird es plötzlich richtig teuer. Ein 200mm Tieftöner von Canton hat in Wirklichkeit nur einen Korbdurchmesser von 19 cm und eine Membran von 15 cm Durchmesser. Das ist eigentlich Spielzeug für einen Tieftöner (...schaut euch mal an was ein ausgewachsener Visaton TIW 250 XS kostet). Ich kann aber auch verstehen, das anders kalkuliert wird wenn man eine Produktion von 1000 Stück oder mehr hat. Darauf muß man beim Selbstbau keine Rücksicht nehmen.

Die Performance der Vento reicht mir aber auf meinen ca. 25 qm Wohnzimmer. Probleme mit den Nachbarn ist damit im Bass auch in einer 6 Etagenwohnung garantiert. Anders sieht es vielleicht bei einem Umzug aus, deshalb würde für mich in Zukunft nur noch ein Selbstbau-LS in Frage kommen, denn die Technik ist ausgereift (siehe auch Simulationsprogramme wie Boxsim).

Viele Grüße,
George aus Berlin

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