… habe überlegt ob ich überhaupt noch etwas schreiben soll, aber was solls:
Funktion BR:
Ein BR ist generell ein CB, der durch einen BR-Port nach unten ergänzt wird. Das bedeutet, dass ca. 20-30 Hz über der Tuningfrequenz nur die Membran wie in einem CB Schall abstrahlt. Ca. 15Hz unter und 15Hz über der Tuningfrequenz strahlt nur der Resonator Schall ab. Es ergeben sich also zwei Schallquellen die in unterschiedlichen Frequenzbändern arbeiten und sich in der Bandbreite ergänzen.
Dadurch kann (bei richtiger Abstimmung und passendem Treiber) ein BR über der Tuningfrequenz sehr sauber, präzise und direkt klingen bei einem sehr guten Ansprechverhalten.
Die Lautstärke bei 1W/1m kann ich durch eine nach oben verschobene Tuningfrequenz beeinflussen, verliere dadurch jedoch meinen Tiefgang.
"Dröhnige" BR oder "blubbige" BR sind rein auf Fehlabstimmungen zurückzuführen und haben aus meiner Sicht nicht´s mit dem Prinzip BR im Allgemeinen zu tun. Weiterhin sind die meisten DIY BR-Subs auf Grund des "Kompaktheitswahns" mit viel zu geringen Portflächen und hohen Tuningfrequenzen versehen, was zu Störgeräuschen im Port und dem Fehlen von "spürbarer" Subbasswiedergabe führen kann.
Funktion Tapped-Horn, hier speziell MTH-30:
Ein Treiber sitzt in einer Schallwand. Schall wird nach vorne abgestrahlt. Dieser vorderseitig abgestrahlte Schall wird durch eine "Hornfaltung" auf die offene Rückseite des Treibers, die sich direkt am Hornmund befindet, geleitet und addiert sich mit dieser. Daraus ergibt sich im ersten Ansatz in der Theorie eine akkustische Erhöhung des Output von 6dB, ähnlich wenn ein CB-Sub durch einen zweiten CB-Sub ergänzt wird, wobei der zweite CB-Sub die Schall abstrahlende Rückseite des Treibers im MTH-30 darstellt. In der Praxis strahlt der Treiber im MTH 50% seiner rückwärtigen Energie durch den Hornmund nach außen ab und 50% in den Hornmund nach innen zurück. Es steht ja keiner auf dem Magnet und sagt "ne,ne,ne mein Guter, in die Richtung geht´s weiter". Somit ist die praktische akkustische Pegelerhöhung bei 3dB. Bevor ich weiter auf die Funktion des MTH eingehe aber noch eine Klarstellung zu den 3dB: die 3dB sind dann anzusetzen, wenn ich einen MTH-30 mit 12-280 / 8-W gegen einen singel BR mit 12-280 / 8-W und einer Tuningfrequenz von 55Hz ansetzte, denn dann bringt der BR genauso wenig Tiefbass wie der MTH und ist auf Grund der hohen Tuningfrequenz 3dB leiser als der MTH (siehe Oben mögliche Erhöhung des Pegel beim BR). Da aber keiner einen BR auf 55 Hz abstimmt, sondern deutlich tiefer, ist der BR in der Regel 3-6dB leiser als der MTH, dieser Vergleich ist aber auf Grund der unterschiedlichen Voraussetzung FALSCH und vergleicht Äpfel mit Süßkartoffeln.
Warum hat der MTH-30 nach unten so eine steil abfallende Flanke und warum hat er ab 120Hz eine nach oben so steil abfallende Flanke:
Wie oben beschrieben addiert sich der vorderseitige Schall durch die Faltung zum rückseitig abgestrahlten Schall des Treibers. Ein Ton besteht in seiner reinsten Form aus einer Sinuswelle. Eine Sinuswelle hat eine Phase von 360°. Die ersten 180 Grad kommt eine positive Amplitude, die zweiten 180° eine negative Amplitude. Eine Frequenz hat bei einer unterschiedlichen Frequenz eine unterschiedliche Wellenlänge. Ist die Wellenlänge der Frequenz exakt so lange wie der Hornverlauf, dann hat sich die Phase von der Vorderseite des Treibers bis zum erreichen der Rückseite des Treibers um 360° gedreht und der Schall addiert sich zu 100%. Ist die Wellenlänge der Frequenz 50% so lang wie der Hornverlauf (höhere Frequenz) oder 150% so lang wie der Hornverlauf (tiefere Frequenz) dann hat sich die Phase bis zum Erreichen der Rückseite des Treibers um 180° gedreht und löscht sich gegenseitig komplett aus. Daher funktioniert ein solches Konstrukt nur in einem sehr schmalen Frequenzband. Beim MTH scheint dieser Bereich laut Simulationen zwischen 60 und 120 Hz zu liegen. Das erwähne ich ausdrücklich, denn ich habe im Netz bislang keine einzige Messung zum MTH gefunden.
Ich erwähne das deshalb, denn der MTH ist eines der ganz wenigen Konstrukte, bei dem ich mich auf KEINE Simulation verlassen würde, denn es gibt bei einem solchen Konstrukt Fakten, die von keiner Simulation der Welt berücksichtigt werden können und die daher die Korrektheit einer Simulation in Frage stellen:
1. Eine Welle kann sich nur sauber in einem Horn ausbreiten, wenn die Hornöffnungskonstante gleichmäßig verläuft. Die Faltung des MTH-30 ist derart unsauber, dass an JEDER Faltung in beide Richtungen Reflektionen entstehen. Diese Reflektionen führen durch unterschiedliche Wellenlängen wieder wie oben beschrieben zu Additionen und Auslöschungen, was in einem extrem welligen Frequenzgang endet, von der Software aber nicht berücksichtigt wurde, denn die geht von einer optimalen Faltung aus.
2. Der Treiber sitz mitten im Hornmund, was natürlich wieder zu Reflektionen führt, die die Software aber nicht berücksichtigt.
3. Die Mundfläche beträgt 1000cm², bei Bodenaufstellung kann die Mundfläche durch die Bodenreflektion verdoppelt werden, wir gehen also von einer Mundfläche von 2000cm² aus. Daraus ergibt sich, dass bei Frequenzen unter 215Hz Reflektionen am Hornmund entstehen, was zu Oberwellen führt (alleine das sollte mal verdeutlichen, was es bringt einzelne Hörner aufzustellen, denn um beispielsweise bis 40Hz sauber herunter zu spielen benötigen wir bei Bodenaufstellung eine Mundfläche von 3m², der MTH hat eine Mundfläche von 0,1m²).
Mit der kleinen Mundfläche und der extrem niedrigen Öffnungskonstante wirkt der MTH nicht als Horn, sondern als Resonator.
Die Tatsache dass der MTH als Resonator wirkt und der abgestrahlte Schall von Oberwellen überlagert ist erklärt auch, dass der MTH subjektiv so oft als tiefreichend oder fett empfunden wird.
Wenn man das nun liest, mag der Gedanke aufkommen, dass aus dem MTH ja garnichts und nur "Scheiße" herauskommen kann.
Das stimmt natürlich nicht.
Das was herauskommt ist nur mit Oberwellen überlagert und sehr schmalbandig. Oberwellen im Bass werden von einigen als "fett" empfunden und daher hat der MTH auch berechtigterweise seine Anhänger, denn Geschmäcker sind verschieden. Bei geringeren Pegeln ist das auch in Ordnung, Doch besonders mit dem 12-280 / 8-W ist der Maximalpegel sehr schnell erreicht, die Lineare Auslenkung der Spule ist überschritten und zu den konstruktionsbedingten Oberwellen kommen Oberwellen durch das Chassi hinzu und dann wird's pervers (übrigens in vielen YouTube Videos zu hören).
Zwei MTH in einem Partyraum finde ich super.
Soll es aber, und die Frage stellt ja dieser Freed, lauter werden und wird der Wunsch nach mehr Bass lauter, dann macht es aus meiner Sicht keinen Sinn einfach noch mehr MBHs zu bauen, sondern dann ist man mit 15er BR Bässen, die sauber abgestimmt und konstruiert sind, und ohne Oberwellen sauber MEHR Luft verschieben können deutlich effizienter und somit auch günstiger unterwegs.
jogi hat geschrieben:mobile-club-sounds hat geschrieben:Ich stelle also gegenüber, dass ich 6 MTH-30 mit billigem Chassi vom T brauche um an zwei gute 15er in gut dimensioniertem BR heran zu kommen.
Du hast in deiner Rechnung die 3-6 dB vergessen, die die Tapped Hörner
bei gleichem Hub im Vergleich zu Bassreflex lauter sind.
Und genau hier ist eben der Denkfehler.
Erstens sind es keine 3-6dB, sondern maximal 3dB, zweitens ist der Hub des 12-280 / 8-W derart schnell erreicht, dass er in Kürze von einem vernünftigen Chassi überholt wurde.
Deine Rechnung lasse ich gelten wenn wir von HomeHifi reden, wo Pegel bis maximal 105dB im Bass benötigt werden.
Wir Reden aber von deutlich höheren Pegeln, egal ob Party-PA oder Professional-PA, und da interessiert mich nicht was ein Bass bei 1W/1m erreicht, sondern mich interessiert was aus dem Bass dann kommt wenn die Spule das Magnetfeld verlässt und wie viel Luft bis dahin sauber verschoben werden kann. Nach diesem Ansatz errechne ich übrigens auch wie viele Bässe ich unter ein Top setze. Somit wirst Du bei mir auch nie erleben, dass unter einem Top 4-6 Bässe sitzen - völliger Quatsch. Nimm sauber konstruierte Bässe und fahre sie sauber aus, so dass der Bass kurz vor dem Topteil sein lineares Limit erreicht. Das lineare Limit des Bass bestimmt das lineare Limit der PA und Du bist wirtschaftlich unterwegs und hast unverzerrten Sound.
Was einzelne Kisten bei 1W/1m bringen ist Prospektgeplänkel und hilft nicht weiter.
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