Rebecca hat geschrieben: ↑20. Feb 2021 13:34das es für kleines Geld etwas zuverlässiges und für die Anforderungen völlig ausreichendes gibt.
Du missverstehst noch immer komplett die Intention meiner Beiträge.
Mag sein dass man die aktuellen Anforderungen mit Vintage abdecken kann und im ersten Moment vielleicht noch Geld spart.
Anhand der verwendeten Geräte, den geschilderten Erfahrungen mit der Hog4 und der generellen Art der Beiträge ist jedoch ein gewisser Grad an Ambition nicht zu übersehen.
Genau diese Ambition deckt man mit Vintage nicht ab. Warum Zeit und Geld in etwas stecken, das technologische bereits mittelfristig eine unbefriedigende Sackgasse ist?
Klar könnte man nun was vom Format der Hog2, Avolites Pearl/Daimond, oder auch MA1 empfehlen, die sogar ein erheblich größeres Setup als das beschreibene steuern könnten und dennoch günstig zu haben sind.
Würde ich aber nie tun, die Technik ist alt und anfällig, Ersatzteile sind nicht problemfrei zu bekommen, zum Service braucht es evtl. spezielle Hardware/Software, die irgendwann nichtmehr verfügbar ist, oder bereits jetzt nur von Enthusiasten/Liebhabern/Spezialisten vorgehalten wird.
Schneller als gedacht hat man einen Totalschaden rumstehen, im schlimmsten Fall genau dann, wenn man darauf angewiesen ist.
Auch mag der Aufbau aktuell als bestehend erscheinen, eine Erweiterung wird jedoch schneller als Gedacht kommen, oder lass einfach mal irgendwas vom Format eines Volksfestes mit etwas umfangreicherer Bühnenbeleuchtung auf die vorhandenen Ambitionen prallen.
Auf einer zeitgemäßen Konsole nimmt man die bestehende Show, ändert die Geräte, hackt den Patch der Bühne rein, ändert ein paar Positionen/Paletten und kann spielen.
Auf Vintage? Zumindest mal deutlich zeitaufwändiger.
Das genannte Budget von 3000€ nicht ausgereizt zu haben sorgt langfristig für Frust, sobald die Grenzen einer günstigeren, aber auch eingeschränkten Lösung öfter sichtbar werden.
Rebecca hat geschrieben: ↑19. Feb 2021 14:50dann fällt die Frog und die so oft und reichlich gelobte Licon wohl raus...
Man muss sich halt im Klaren sein dass man sich hier eine technologische Sackgasse einkauft.
Licon und FatFrog/Bullfrog sind im Grunde nichts anderes als der mehr oder minder erfolgreiche Versuch die Funktionalität von Lightcommander und Scancommander in einem Gerät zu vereinen.
Das ist jedoch ein Konzept aus den frühen 90ern, als selbst große Bühnen mit einer überschaubaren Zahl an Movinglights/Scannern ausgestattet waren (weil teuer) und die restliche Beleuchtung mit Glühlicht und einer überschaubaren Menge an Dimmerkreisen (weil auch teuer) beleuchtet wurden, noch mit Hardpatch im großen Stil.
Die FatFrog war zudem als Entwicklung im rasant wachsenden Markt ungefähr 5 bis 10 Jahre zu spät und nur für kleinere Bühnen noch zu gebrauchen.
Die Licon1 und 1X dagegen war mit 96 ansteuerbaren Dimmern und 32 Movinglights zeitweise mal richtig mächtig, aber auch recht bald im Schatten der GrandMA und ähnlichen Entwicklungen (Hog, Avo) verschwunden.
Heute sieht das nicht besser aus, nachdem
Glühlicht ein sterbender Ast ist.
LED Scheinwerfer mit Farbmischung brauchen deutlich mehr DMX Adressen und sind mit einer für Dimmer gedachten Sektion eines Pultes nicht komfortabel steuerbar, da viele Funktionen im Gegensatz zu Steuerung als „Gerät“ entfallen und die Workarounds Zeit und Nerven fressen.
Sogar Daslight kann das besser. Eine Licon oder FatFrog wäre zumindest für die Steuerung der LED PARs ein Rückschritt.
Im Gegensatz zum Scanncommander ist die Movinglight Steuerung in der FatFrog und Licon fortgeschrittener.
Beide Pulte unterstützen Paletten, beide haben einen Bewgungsgenerator.
Die Licon kann IMHO sogar Color und Beam Effekte erzeugen, die man auf der Frog noch als Chaser programmieren muss.
Aber: 12 Geräte auf der Frog sind zu wenig, wenn man die ganzen LED PARs als Geräte anlegen will. Auch die 32 Geräte auf der Licon sind nicht die Welt, wen man etwas in die Zukunft schaut.
Etwas fortschrittlichere Entwicklungen wie die Avolites Pearl, Hog und MA differenzieren nichtmehr zwischen Dimmer und Gerät, der „Kreis“ kann quasi beides sein, das heißt diese Pulte funktionieren auch für die heutzutage in weiten Teilen eingesetzten „Geräte“ prinzipiell noch, sofern deren Funktionsumfang, sei es Anzahl von Parametern oder Adressen, nicht die Möglichkeiten des Pults übersteigt. Klar ist jedoch dass viele aktuelle Geräte sich nicht in der Bibliothek eines 20 Jahre alten Pultes wiederfinden, was zusätzliche Arbeit bedeutet.
Rebecca hat geschrieben: ↑20. Feb 2021 13:34Es sind keine 3000€ Aufwärts nötig [...] gutes Licht zu machen.
Um schönes Licht zu machen brauche ich auch nicht mehr als einen 24er Lightcommander, 30(36) Dimmerkreise a 2kW, um die 60 PARs und ein paar Stufenlinen, sowie gerne einige Profiler mit Gobo. Für größere Baustellen kann der 24er LiCo bleiben, es müssten nur mehr oder zumindest 3kW Dimmer werden, sowie eine größere Anzahl an Scheinwerfern, bzw. Scheinwerfer größerer Leistung.
Aber so arbeitet man heute eben nichtmehr.
Um den Bogen zur Lichtpult-Frage zu schließen beschreibe ich folgend mal den Aufbau für eine „Club Tour“, die ich betreut habe, und wie man diese zum oben angesprochenen Setup kompatibel halten kann.
Auf der Tour hatten wir keine eigenen Scheinwerfer dabei, sondern mussten mit dem auskommen was in den Locations vorhanden war, oder günstig gemietet werden konnte.
Vorprogrammiert wurde pro Seite mit drei Gruppen von jeweils vier LED PARs als „Seitenlicht“. Der obere und untere PAR wurde (bewusst) nur für Farben mit großem Blauanteil genutzt, die mittleren beide nur für Farben mit dominantem Rotanteil, allerdings waren beide PARs identisch adressiert.
Falls an dieser Position keine LED PARs verfügbar waren, standen dort einfach drei PAR64 (500W), oberer und unterer in einem Blauton gefiltert, jeweils ein separater Dimmerkreis, der Mittlere in rot gefiltert.
Je nach Menge und Leistung vorhandener Dimmer/Scheinwerfer evtl. nur zwei Gruppen pro Seite auf 3 Dimmerkreisen, bis hin zu sechs Gruppen auf 9 Dimmerkreisen hatten wir alles.
Erschlagen ist damit die Funktion der LED PARs, zwar gehen viele Nuancen verloren, die man über die Farbmischung erzeugt hat, aber die Tendenz rot/blau bleibt erhalten, Farbeffekte fallen natürlich weg, dafür funktionieren auch Chaser ohne umprogrammieren.
Das geht quasi mit jedem Pult. Jedesmal einen anderen Typ LED PAR an der Position zu haben erfordert allerdings ein zeitgemäßeres Lichtpult. Ebenso hier auch Movinglights auf die entsprechenden Kreise patchen zu können und nach festlegen einer fixen Position für die ganze Show fertig mit dem umprogrammieren zu sein.
Als Gegenlicht wurden zum Vorprogrammieren 8 Washer und 6 Spots benutzt. Die Washer wurden auf Tour öfter durch LED PARs oder Bars ersetzt, jedesmal irgendwas anderes, aber auch durch Spot Movinglights, wofür einfach nur die Paletten um Frost und unscharfen Fokus ergänzt werden mussten. Die Spots waren zwar immer verschiedene Geräte, einmal Scanner, einmal Source Four mit ICue und Gobo Rotator, immerhin aber immer mit Spot Charakter.
Hinter den Amps auf der Bühne standen zum Vorprogrammieren noch sechs Spots, da stand auf Tour alles von 24 PARs (auf 6 Dimmerkreisen) bis hin zu LED PARs und Washlights, sowie einmal Source Four mit Gobo (mochte ich sehr, etwas Bewegung wäre noch schön gewesen).
Frontlicht wurde mit Glühlicht vorprogrammiert, aber unterwegs durch alles mögliche ersetzt, von LED PAR bis hin zu HMIs in Motorbügeln, einmal Source Four LED mit LEDs in 7 Farben.
Der Witz an der Geschichte: das alles fing mit einem Setup an, das garnicht so unterschiedlich zu dem von unserem TE war, nicht unerhebliche Teile (ca. 1/3) der Lichtstimmungen können noch direkt zu dem Setup zurückverfolgt werden und wurden einfach immer mal wieder bei Erweiterung angepasst.
Noch zum Thema Vintage. Ein Kollege meinte ein derart umfangreiches Setup ginge nichtmehr auf älteren Lichtpulten. Bierselig kam die Wette zustande das auf meiner Mambo Frog umzusetzen, die zum Glück immerhin 96 Geräte auf 2 Universen verteilt steuern kann.
Die Umsetzung der fertig programmierten Show auf die alte Mambo Frog hat mich jeden Abend drei Stunden über drei Wochen beschäftigt, hat aber funktioniert.
Zum Vergleich, die gesamte Vorprogrammierung für die Tour, also neuprogrammierung von 2/3 der Show und Anpassung von alten, übernommenen Lichtstimmungen, hat gerade mal zwei Wochenenden mit effektiv 6 Stunden Arbeitszeit pro Tag in Anspruch genommen.
War ein hart erarbeiteter Kasten Bier...