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[Testbericht] Review: LD Systems Mix 10 G3

Ausführliche Tests samt Messungen (Endstufen, Lautsprecherboxen & weitere Geräte)

Moderatoren: mich0701, Moderation PA, Bereichsmod

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#1

Beitrag von Jobsti »

Servus zusammen,

für eine kleine "Studenteninstallation" habe ich die LD Systems Mix 10 G3 als passive Version geordert,
da ich die Kiste vorher nicht kannte und auch wissen möchte, was damit so geht, wurde die Kiste zerlegt und vermessen.

LDMIX10G3_00.png


Das Review findet ihr ebenfalls als Video auf Youtube:
https://www.youtube.com/watch?v=YcREk27xoD8



Info zur Box
Die Mix 10 G3 ist eigentlich die Slave-Box der aktiven Mix 10 A G3.
Die Kiste erschien mir für das was die Beschreibung und Datenblatt versprach, Preis/Leistung recht passend zu sein,
vor allem der lange Support bei Adam Hall, als auch idR. bekannte Bestückung (also im Regelfall bei LD nix 0815 China, sondern was Bekanntes, zumindest im HF),
als auch die Erfahrung mit anderen LD Kisten bezüglich einer halbwegs ordentlichen Abstimmung des TMT und der Weiche
haben mich dann zur LD tendieren lassen, anstatt zB. einer Achat 110 MA.



Gehäuse & Innenleben

Das Gehäuse ist aus 15mm Multiplex gefertigt samt Strukturlack. Wie kratzfest dieser ist, habe ich allerdings nicht testen können.
Allgemein schaut die Kiste ordentlich verarbeitet aus, ja sogar unter dem Gitter (das kennen wir z.B. von Thomann ganz anders).
Das Wabengitter macht einen richtig robusten Eindruck und ist auch gescheit gepulvert.

Von innen ebenfalls ordentlich verarbeitet, samt aufgedoppeltem Boden für den Flansch und Rückwand für das Terminal/Modul.
Flansch als auch Chassis sind mit Einschlagmuttern befestigt, Holzschrauben wurden nur zur Montage des Gitters verwendet.

Wie leider so oft in dieser Preisklasse, wurde massiv am Bedämpfungsmaterial gespart, wir finden lediglich einen lieblos reingeklatschten Fetzen Polyesterflies.
Die Auswirkungen werden wir aber noch in den Messungen zu sehen bekommen.
Die Port fühlen sich nach Holz an, obwohl diese rund sind, somit nicht wie erwartet "Klopapierrolle", oder Kunststoff von der Stange.

Nett finde ich den Dual-Tilt Flansch, preislich hat's für den SM707 wohl nicht ganz gereicht, aber immerhin können wir 0° und 5° neigen,
wobei ich 7,5° oder gar 10° interessanter gefunden hätte, da man die Kisten so sinniger weiter hoch kurbeln kann.
LDMIX10G3_01.png
LDMIX10G3_02.png
LDMIX10G3_05.png
LDMIX10G3_06.png



Als Chassis haben wir einen Celestion CDX1 1010 mit 25mm Spule am kleinen CD-Horn, der TMT ist ein OEM mit 2" VC,
ich würde ebenfalls mal auf Celestion tippen, schaut irgendwie nach der Gitarren-Serie aus, jedoch mit Polkernbohrung und "glatter" Membran ohne Ringversteigungen, wie auch beschichteter Sicke.


LDMIX10G3_03.png
LDMIX10G3_04.png

Was auffällt ist, dass hier wohl auf den SEO geachtet wurde, sprich HF und LF fast identisch tief ausfallen.

LDMIX10G3_07.png

Die Frequenzweiche schaut für die 200W rms ordentlich dimensioniert aus, auf Grund der 4 Ohm sitzt im Tiefpass wohl eine Kern. statt Luftspule.
Ausgelegt ist das Ding als 12/12 dB/Okt, mit Spannungsteiler und PTC als Hochtonschutz.
Lobenswert: Keine Elkos verbaut, sondern Folie, als auch Widerstände mit genügend Abstand zur Platine und somit "Belüftung".
Leider war ein Flachstecker (+ vom LF) so gut wie nicht fest und rutschte bei den messungen vom Pin,
habe diesen mit der Zang enger gebogen und die Sache war erledigt.
Sowas kann aber überall mal passieren und ist sicherlich nicht die Regel.
Ganz im Gegensatz zu den Chassis, hier sind die Flacherstecker wirklich bombenfest.



Messungen

LDmix10G3_Einzelwege.png
LDmix10G3_BD.png
LDmix10G3_DIRh.png
LDmix10G3_DIRv.png
LDmix10G3_klirr90db.png
LDmix10G3_klirr102db.png
LDmix10G3_klirr113db.png
LDmix10G3_GEsamt.png

Die Weiche erfüllt zwar ihren zweck bei extrem einfachem und günstigen Aufbau, werkelt wie man sieht aber nicht perfekt.
Wir bekommen eine Summation, jedoch nicht 100% sauber und die Verpolung zeigt, dass hier ebenfalls massiver Nachholbedarf besteht,
da wir weder eine tiefe, noch symmetrische Auslöschung haben.

Ebenfalls haben wir durch dir recht hohe XO von 3,1 kHz noch die obere Reso vom TMT voll im Frequenzverlauf.
Auch hätte der HF meines Erachtens ein klein wenig lauter abgestimmt gehört, samt minimaler Bedämpfung im Superhochton.

Immerhin drückt die Weiche nicht die Impedanz, sondern arbeitet wie sie soll, als passen die Pegelverhältnisse halbwegs ordentlich.
Die Impedanz ist also einwandfrei und voll in der Norm mit nominellen 4 Ohm und Rmin 3,60 Ohm.
Der Pegel aus dem Datenblatt stimmt nicht 100%, ich messe hier 2dB weniger als 92dB 1W/1m.

Leider zeigt sich in der Impedanzmessung auch das Problem der fehlenden Bedämpfung:
Reflexionen an der Rückwand, diese sehen wir im Bereich 700Hz und schlagen mit einem Lock als auch gefolgtem Buckel
im Frequenzverlauf zu Buche.
Wäre die Kiste komplett mit Noppenschaum ausgekleidet, gehen ich davon aus, dass die Kiste bis 1kHz ziemlich linear spielen würde!

Die Directivity laut Datenblatt passt ziemlich, dieses sagt 80*70°, wobei ich in der Vertikalen eher 50° sagen würde.
Gerade vertikal verhält sich die Kiste wesentlich besser als ich vorher vermutet habe, gefällt mir.
In der Horizontalen sehen wir aber das Problem der nicht 100%igen XO, bei 2,7 bricht es aus und bei 3,2 haben wir einen Sweetspot,
ist wie ich finde aber nicht ganz so tragisch und bleibt alles noch im Rahmen, jedenfalls sofern wir den Preis und Rest betrachten.

Das Horn gefällt mir übrigens sehr gut, weiß jemand zufällig welches das ist?

Achso, die unteren Grenzfrequenzen sind:
77Hz -3dB
70Hz -6dB
52Hz -10dB
Das Datenblatt sagt: Ab 65Hz, dies wäre der -7dB Punkt (Ich gehe hier von Messtoleranz aus, passt also)



Klang & Infos

Klanglich spielt die Kiste eher unauffällig, aber man merkt ihr natürlich die Preisklasse an.
Der Hochton neigt etwas dazu Zisch- und S-Laute zu betonen, bzw. zu schärfen, ist aber völlig vertretbar und nicht nervig, auch bei höheren Pegeln.
Allgemein klingt die Box weniger Direkt und Harsch (in den Mitten) als man anhand der Klirrmessungen vermuten könnte,
ebenfalls klingt sie ne Ecke größer als sie wirklich ist, sprich untenrum kommt recht gut Rumms.
Dass das Gehäuse nicht bedämpft wurde, merkt man der Kiste auf alle Fälle an, es klingt minimal "hohl" & nach großem Volumen,
dies hört aber eher nur das geübte Ohr ;)

Das Tuning liegt übrigens bei 62Hz, hier (oder höher) sollte man also den Hochpass ansetzen, jedenfalls sofern man hohe Pegel fahren möchte.


Fazit

Auch wenn wir hier einiges zu meckern haben wie:
- Keine Flugpunkte, Optionen für Bügel, Sicherungspunkte usw....
- Keine perfekten Frequenzweiche
- Fehlende Bedämpfung

Man muss aber klar Preis/Leistung betrachten.
Und hier finde ich die Kiste wirklich einwandfrei, da man sie Out-of-the-Box anklemmen und damit Spaß haben kann,
sprich man benötig keine Modweiche oder etwaige DSP-Setups.

"Ich würde lieber ne Achat 110 M kaufen" wird sich der ein oder andere nun denken.
Mit Modweiche kann ich dem auch zustimmen, da ist diese etwas überlegen, gerade was die Optionen am Gehäuse angeht.
Jedoch haben wir hier eher unbekannte Chassis verbaut, an welche nicht jederman dran kommt, als auch einen hersteller aus Fernost,
bei welchem der große T "einfach" nur einkauft.
Somit wissen wir nicht wie lange es die Box, vor allem aber Ersatzteile erhältlich sind, ich persönlich habe da bei Adam Hall ein wesentlich bessere Gefühl.

Alles in allem ist das in meinen Augen eine Brot-und-Butterbox die von allem ein bisschen kann,
bissel Bass, bissel Topteil, bissel Monitor, also eine günstige MuFu.
Wobei man im Monitorbetrieb etwas EQ'en sollte, oder zuindest den Hochpass etwas höher und flacher angesetzt,
da sie mir persönlich zu dick klingt..... Für einen Bassisten wäre es aber wohl sogar optimal ;)



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#2

Beitrag von BERND_S »

Kurze Frage:
Warum nicht die marginal teurere Stinger 10 G3?
Aufgrund der Impedanz, oder wirklich des Preises?

Danke für das Review!

Gruß,
Bernd

#3

Beitrag von Jobsti »

Beides ;)

4 Ohm passt super zur Audac Endstufe und das Budget war ebenso relativ eng gestrickt.
Ebenfalls habe ich vermutet, dass die Mix 10 mehr Rumms kann als die Stinger, welche eher als reine Topteile abgestimmt sind.
Da die Tops recht hoch installiert wurden, sollte recht tief getrennt werden, als auch eher "fetterer" Sound.

Bevor die Frage nach der "teuren" Endstufe kommt:
Das Ding ist passiv, muss auf Grund des Installationsortes kompakt & leicht sein,
vor allem sind diese als 24/7 Installationsamps ausgelegt, samt hoher Garantiezeit und top Service,
was in einer Installation klar vor geht (sofern sie net um die Ecke sitzt)

PS:
Die Stinger sind im HEK ne ganze Ecke teurer, die UVP liegt hier ebenfalls Ecke höher (356,-) als bei den Mix 10,
derzeit ist wohl wieder Preiskampf bei den Shops, deswegen derzeit viel zu günstig auf der Straße.
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#4

Beitrag von BERND_S »

Vielen Dank, für die ausführliche Antwort.
Mir kam nur in den Sinn, dass die Stinger eben genau die Dinge, die zu bemängeln sind, besser machen könnte.

Gruß,
Bernd

#5

Beitrag von Jobsti »

Als übliches, reines Topteil, würde ich die Stinger auch wirklich vorziehen ;)

Sofern aber auch mal Subwoofer-loser Betrieb für Tanz- oder Hintergrundmusik ansteht,
als auch nur kleine Endstufen, sollte man aber die Mix 10 durchaus in Betracht ziehen,
auch als günstiger Wedge für den Bassist.

Was die Mängel angeht:
Auch in den Stinger ist nur'n Fetzen drin, samt Auswirkungen auf den Frequenzverlauf.
Dafür ist die Weiche ne Ecke besser als auch die Abstimmung untenrum (und oben) eher praxistauglicher für den üblichen VT-Bereich.

Hier mal die 8er und 12er:
s8g2-1.jpg
ld12g2-1.jpg
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