wo fange ich nur an?! Vorab mächte ich mich gleich bei "mm-audiotechnik" für das Bereitstellen des Demogerätes bedanken!
Ich benutze seid dem letzten Jahr eine Dynacord L3600FD an 4x B&C 15SW100 (je 4Ohm). Nachdem wir nun auch Infra mit dem 18SW100 gebaut haben, stellte sich mir die Frage ob sich leistungsstarke Amps gerade bei so niedrigen Frequenzen und der verlangten Leistung stark oder weniger stark unterscheiden.
Gerade subjektive Eindrücke spielen hierbei eine große Rolle, da man doch bei zu schwach dimensionierten Amps oft hört das der erste Basschlag gut und danach eher matschig und unkontrolliert klingt.
Preislich liegen beide Verstärker sehr nahe, sie unterscheiden sich jedoch stark in der Leistung und Ausstattung. Was die Qualität der verbauten Teile angeht kann ich natürlich nicht beurteilen.
Erstmal zu den Verstärkern:
Wie die Verstärker aussehen und was diese beinhalten findet man sofort bei google.
Daten zur Dynacord L3600FD:
- vollintegriertes DSP! (Latenz 1,9ms, lässt sich mittels MARC-Software am PC live konfigurieren)
-Hersteller: 2x 3200W@ 2 Ohm; 2x 1800W@ 4Ohm; 2x 950W@ 8Ohm
- Messungen aus dem Test von "www.production-partner.de"
Der Hersteller hat die Leistungswerte nach IHF-A- 202 bzw. CEA-2006-A angegeben. Bei production-partner erfolgt die Messung mit einem 1-kHz-Sinussignal, dessen Pegel alle 500 ms für 20 ms einen Pegelsprung von +20 dB erfährt. Das Signal hat einen Crestfaktor von 16 dB.
Ergebnis: 2030 W an 2 Ω, von 1434 W an 4 Ωund von 829 W an 8 Ω, jeweils bei zweikanaliger Messung
Nimmt man die Werte für ein 12-dB-Crestfaktor-Signal, dann sind es an 2Ohm 2684W, an 4Ohm 1686W und an 8Ohm 917W
Eine Messung von 100Hz Sinus Impuls 200ms wäre mal ganz nett gewesen, aber vll findet sich hierfür noch jemand

Maximale Stromaufnahme von 5800W, was ein ansprechen der internen 15A Netzsicherung nach 18s Dauersinus bedeutete.
Gisen MM14k:
- kein DSP! Dafür aber ein Limiter, wo die maximale Ausgangsspannung fest eingestellt werden kann. Hierzu gibt es noch die Option "Soft" oder "Hard" für das Ansprechverhalten des Limiters
- Hersteller: 2x 7000W@ 2 Ohm, 2x 4400W @ 4Ohm, 2x 2350W@ 8 Ohm
- Der Verstärker wurde im HIFI-Forum bereits sehr gut von dem User "scauter2008" bemessen und durchleuchtet, weshalb ich folgenden Beitrag als Quelle nutze: Hier kommt Ihr hin...
Auch hier wird die Dauersinusleistung durch den Schukostecker begrenzt, weshalb die angegebene Leistung nur kurzfristig am Ausgang anstehen würde.
Messungen von dem User "scauter2008":
8 Ohm
1kHz 250ms Impuls: 2x2300W
100Hz Sinus: 2x 1700W
100Hz Sinus: 1x 2200W
4 Ohm:
1kHz 200ms: 1x 4500W
100Hz Sinus: 1x 3300W
1kHz 200ms: 2x 2800W
Leider wurde an 2 Ohm nicht gemessen.
Achtung: Kein PFC, Spitzenströme Primärseitig bis 100A. Bei Vollast 2x4Ohm schmeist es bereits den Leistungsschutzschalter.
Fraglich ist für mich daher ob der Betrieb an 2x2Ohm stabil sein soll?! Gerade beim Betrieb an Infra-Bässen wo das Musiksignal gerne mal sinusähnliche Töne bereit hält, kann ich mir eine gestresste Sicherung ganz gut vorstellen.
Der Limiter kann mittels DIP-Schalter in folgenden Schritten konfiguriert werden:
54V, 66V, 80V, 100V, 116V, 140V, 170V, 195V
Es gibt die Möglichkeit eines "harten" oder "langsamen" Ansprechverhaltens.
Subjektiver Eindruck der Verstärker:
Zu den Anschlüssen brauche ich denke nicht viel zu sagen.
Die Gisen besitzt 2x XLR Input für A und B, sowie 2x Speakon Output. Hierbei kann über den Speakon A jedoch auch das Signal von B an +2/-2 über ein Kabel genutzt werden. Eine schöne Sache wie ich finde.
Die Lüfter laufen bereits bei Raumtemperatur an, Lüftergeräusche sind leise wahnehmbar.
An der Dynacord gibt es neben den XLR Inputs jedoch auch noch Outputs. Das Signal kann also einfach durchgeschliffen und beispielsweise für ein Systemsetup genutzt werden.
USB-Schnitstelle: Das DSP und die Software erlauben übrigens auch ein gleichzeitiges und trotzdem individuelles konfigurieren über einen einfachen USB Hub. Da das integrierte DSP alles mitbringt was man benötigt, spart man sich hier sogar noch ein zusätzliches DSP oder Frequenzweiche.
Auch hier kann über den Speakon an Kanal A das Signal von Kanal B an +2/-2 ausgegeben werden.
Der Lüfter ist hier bei Raumtemperatur und geringer Last aus und setzt dann schlagartig leise ein wenn gekühlt werden muss. Aber es ist dann auch schon akustisch wahrnehmbar.
Höreindruck im Vergleich an 4x B&C 18SW100.
Getestet wurde Outdoor bis das Ordnungsamt meinte andere Musik auflegen zu müssen.
Da es sich hier um ein enormes Kräfteungleichgewicht handelt, habe ich die Verstärker entsprechend bei 100V Limitiert. Es wurden immer jeweils 2 Kanäle an 4 Ohm betrieben.
Der erste Test erfolgte mit gewöhnlicher House Musik (Talstrasse - Willma Techno), kurze gewöhnliche Basschläge. Beide Amps bis LIMIT im Display blinkt.
Subjektiv betrachtet gab es dabei keinen nenneswerten Unterschied!
Der zweite Test erfolgte mit dem Titel "Monday Massacre von Mr Oizo". Interessant sind hier die schon fast sinusähnlichen Bässe im unteren Frequenzbereich. Beide Amps bis LIMIT im Display blinkt.
Hier gab es allerdings einen Unterschied!
Die Dynacord klang dann schon in Richtung Kotzgrenze. Der untere Frequenzbereich wurde subjektiv betrachtet etwas leiser oder im Pegel abfallend wiedergegeben. Insgesamt klingt es etwas "schärfer", da sich alles oberhalb 80Hz lauter anhörte.
Bei der Gisen war das Verhalten des "lauter werdens" nach oben hin nicht wahrnehmbar. Es klang etwas bassiger und fetter.
Wir sprechen hier von einem Unterschied im Bauchgefühl bei etwa 5%. Im direkten A/B natürlich wahrnehmbar. Wenn mir jemand blind den Aufbau machen würde, könnte ich nicht sagen was da unter der Bühne steht.
Test 3 mit Psytrance-Musik:
Hier hier fast kein Unterschied wahrnehmbar. Natürlich könnte man den Limiter höher setzen und von der Gisen mehr Leistung in die Chassis schicken, was die Dynacord konstruktionsbedingt dann nicht mehr liefern kann. Aber das ist ja nicht Sinn und Zweck des Tests.
Fazit:
Die Unterschiede im Klangverhalten beider Amps sind doch marginaler als ich vermutet hätte. Die Dynacord macht eine super Arbeit bei gleichzeitig deutlich besserer Ausstattung. Der Preis ist auch hier noch ein Stück günstiger.
Die Gisen käme für mich nur in Betracht wenn ich tatsächlich Leistung satt an 4 Ohm oder 2 Ohm bräuchte. Das macht sicher bei diversen 21" Konstruktionen Sinn wo die VC auch die Leistung verträgt, für alles "gewöhnliche" genügt mir aber die Dynacord.
Wichtiger Nachtrag:
Bezüglich der Leistung ist die Gisen MM7k auch auf Augenhöhe mit der Dynacord! Bei einem Preis von 999€ ist das natürlich auch eine zu erwähnende Alternative. Die Dynacord mit zusätzlichem DSP kostet hingegen gute 1190€. Man muss eben abwägen was man genau möchte
