Das richtige Vorgehen ist eigentlich, eigene Messungen der Treiber im vorgesehenen Gehäuse zu importieren und damit zu simulieren.
Ich messe mit REW quasi-zweikanalig, das heißt, dass es als Timing-Referenz noch ein Loopbackkabel gibt, das Ausgang 2 meines Audio-Interfaces mit Eingang 2 verbindet. Das ist sehr nützlich, damit hinterher das zeitliche Verhalten der beteiligten Treiber zueinander stimmt. An Eingang 1 hängt das FG-kalibrierte Mikro und an Ausgang 1 der Messverstärker. Erstmal nicht unbedingt nötig: ich habe auch einen Schallpegelkalibrator, um eine Pegelkalibrierung der Messkette vornehmen zu können.
Hier mal meine Vorgehensweise in groben Stichpunkten, wobei vorausgesetzt ist, dass das Gehäuse inkl. der Bedämpfung schon "steht" (wäre ein anderes Thema):
- Ich erstelle gefensterte Fernfeld-Messungen aus 1 (kleinere Lautsprecher) bis 2 Metern (größere Lautsprecher) der unbeschalteten Chassis unter Winkeln von 0 bis 90 Grad horizontal.
- Dazu kommen noch Nahfeldmessungen des Tieftonzweiges inkl. evtl. vorhandener Ports.
- Wenn passiv beweicht werden soll, dürfen natürlich auch die Impedanzgänge der Treiber im Gehäuse nicht fehlen.
- Fern- und Nahfeldmessungen des Tieftonzweiges werden mit dem Merging-Tool in VituixCAD zusammengefügt, wobei ich dort bzgl. der Nahfeldmessungen die Möglichkeit nutze, auch eine Schallwandsimulation aus dem Diffraction-Tool einzubeziehen.
- Das ganze sich daraus ergebene Geraffel importiere ich dann ins VituixCAD-Hauptprogramm und beginne mit dem Entwurf der Weiche.
Bzgl. des ersten Punktes werde ich, wenn ich meinen selbstgefrickelten Drehteller fertig habe, wohl auch unter vertikalen Winkeln messen und wenn ich gerade besonders motiviert bin, vielleicht auch bis 180 Grad.
Auf diese Weise habe ich die Schallwandgeometrie m.M.n. so gut, wie mit Heimmitteln möglich, berücksichtigt. Auch die Phasenbeziehungen der Treiber untereinander dürften korrekt abgebildet sein.
Das wäre bei alleiniger Verwendung der Dayton-Daten nicht möglich: die Schallwandgeometrie bei deren Messungen dürfte deutlich anders sein, die Treiber könnten z.B. in einer IEC-Schallwand gemessen worden sein. Ob die Phasenbeziehungen bei der Methode korrekt sind, dürfte auch zweifelhaft sein, was eine wichtige Rolle bei den Trennfrequenzen der beteiligten Treiber spielt, wenn es um eine optimale Addition geht.
Man kann sowas schon machen, um vor Projektstart schon mal eine Einschätzung zu haben, ob ein Plan funktionieren könnte, wenn es aber konkret ans Konstruieren geht, halte ich meine Vorgehensweise für deutlich zielführender.
Viele Grüße,
Azrael