es ist soweit! Da ich jetzt schon einige Zeit lesender Nutzer dieses Forums bin, dachte ich mir, dass es an der Zeit ist auch mal etwas geschriebenes beizusteuern. Der Plan ist/war einen Bericht als Anfänger für Anfänger zu verfassen, da ich selbst noch recht zart besaitet bin was das Erschaffen von Boxen angeht, aber durch das Projekt schon einiges gelernt hab, was ich anderen ersparen möchte.
Zunächst als kleiner Eisbrecher in punkto Sorgen wegen Werkzeug/Talent:
Mein Werkzeugkasten bestand aus nem kleinen Schwingschleifer, Schraubenzieher, Hammer und ner Laubsäge. Was handwerliches Talent angeht würde ich mich jetzt nicht direkt als Versager, aber zumindest als eher "druchschnittlich begabt" einordnen

High endig wirds wohl mit solchen Mitteln nicht, aber wie man später im Bericht sieht ist einiges an durchaus beachtliche Resultaten möglich!
Das einzige was man mitbringen sollte ist Zeit, viieeel Zeit. Und die hatte ich zum Glück (Semesterferien sei dank!)
Warum Selbstbau?
Weils digge Laune macht! Außerdem hatte ich eine recht spezielle Vorstellung von ner Box, die ich schließlich in dem Profil der JM-Sat8 (altes Modell, nicht die neue N) sehr gut wieder gefunden hab. Preislich war das ganze eher kein Zuckerschlecken, aber die Liebe war zu groß...
Ok auf geht's!
1) Planen und einkaufen
Was man braucht steht ja alles schon sehr schön zusammengefasst auf Jobstis Website. Einzig die Sachen dann auch von ihm zu bekommen, bedarf ein klein wenig Leidenschaft und Ausdauer

Hier ein Foto von allem als es endlich da war
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2) Wasteln! Leimen&Co
Das Beste zuerst (hehe): Einschlagmuttern reinhämmern! Hier noch ne kleine Warnung vorweg: Bei mir hats an der Schallwand bei den Schlagmuttern für das Horn Probleme gegeben. Die standen ca 1mm über den Rand der Schallwand. Beim Leimen wäre das Kacke geworden, drum fix ne Feile raus und den Überstand pulverisieren, TOP! Auch sollte man davor noch, auch wenn man seinem Schreiner grenzenlos vertraut, erstmal alles Test-zusammenlegen. Macht durchaus Sinn, sonst ist der Ärger danach groß!
Wenn alles passt geht's weiter mit Trick17 (hier irgendwo aus dem Forum aufgeschnappt). Schallwand, Rückwand und die Seitenteile in richtiger Reihenfolge nebeneinander legen (Außenseite nach oben) und mit paar Streifen Tape zusammenkleben.
Hier nochmal ein Bild von dem fertig zugeschnittenen Holz. Alles vorgebohrt, mit Gehrung... ein Segen! Rechts Trick 17
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Dann umdrehen, Leim in die Fugen und an die Schnittkanten (hab "Ponal Express" genommen, da muss man sich aber sputen


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3) Oh oh!
Die Ports gehen wegen den Einschlagmuttern für den Tieftöner nichmehr richtig rein. Hm. Auch ist der Abstand zu dem großen Flansch zu klein, den würde man also am Schluss nicht mehr unter kriegen -> Laubsäge raus und Feintuning. Einfach nach Gefühl immer kleine Stückchen weg bisses passt. Der Port schließt jetzt zwar nichtmehr richtig, aber abgedichtet wirds ja dann noch ganz am Schluss, also kein Problem. Neben den Ports war auch der Griffkasten nicht passend. Aber auch das war ein willkommener Job für die gute Laubsäge! Ganz rechts das Leimresultat.
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4) Schleifen bis der Arzt kommt
Wie man oben sieht standen paar Kanten doch ganz gut über und waren alles andere als eben. Vorallem auf der Rückseite (was ich geschickterweise nicht fotografiert habe...).
Drum nun raus mit dem Schwingschleifer und alles mit ner 80er Körnung einebnen was nich bei drei aufm Baum is! Da meiner sich das Lebensmotto der Müßiggänger angeeignet hat, war die Gefahr eher gering, dass wichtiges wegschleifen würde. Ach und, ganz wichtig: Die Schnittkanten ORDENTLICHST abschleifen, das sieht man sonst nach dem Lackieren und ärgert sich nur. Hier direkt nach der Schleiforgie:
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Jetzt kommt ne kleine Mogelpackung, weil ein weiteres Gerät hab ich doch noch benutzt. Ein Bekannter konnte mir ne Oberfräse leihen, mit der das Kantenabrunden zum Genuss wurde. Aber ich denke, dass man mit ruhiger Hand auch passable Kanten schleifen könnte!
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5) Die Kunst der Spachtelei
Bevors damit losging hab ich allerdings noch fix die Ports und den Griffkasten mit nem Pinsel lackiert, dann das Ganze verleimt und verschraubt.
Dann konnte der Spaß auch schon beginnen! Als Spachtel hab ich den fürs Auto gedachte "Nigrin 2 Komponenten Spachtel 500g" genommen. Die Menge war viel zu viel und der Spachtel brachte einen herzigen Geruch mit sich, führte aber zum Ziel! Um das Zeug zu verarbeiten hab ich noch so ein 4 teiliges "Japanspachtel Set" genommen für 1Euro vom Obi. Das Ganze dann nach Youtube-Anleitung gemischt und verspachtelt. Die Schraubenlöcher vorallem, aber auch auch die Leimkanten, da dort teilweise noch Spalte waren (nicht luftdurchlässig aber eben für den Lack ein gefundenes Nest zum Unsinn ausbrüten).
Dann trocknen lassen (bei mir ein Tag wieder), dann schleifen und das ganze nochmal. Ich war im Durchgang 1 ziemlich schlampig, drum war das definitiv nötig. Wieder trocknen lassen und schleifen, fertig!
Links die angepinselten Ports und der gestutzte Griffkasten, rechts die Spachtelresultate nach abschließendem Schleifen
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6) Heikles Lackieren mit Rolle
Was der Box noch zur optischen Veredelung fehlte war natürlich der Lack. Das Thema war mit Abstand eines meiner größten Sorgen, weil ich das noch nie davor gemacht hab. Eins Vorweg: Warnex ist ein Segen

Die ganzen professionallen Boxen sind ja ausnahmslos gespritzt, da man damit (offensichtlich) bessere Strukturen bekommt als durch das Rollen alleine. Leider braucht man da gefühlt einen ganzen Maschinenpark um gute Resultate zu erzielen... also viel die Wahl auf die Rolle doch recht leicht. Allerdings konnte ich kaum konkrete Beispiele für brauchbare Rollen finden (außer Umschreibungen möglicher Kandidaten), drum bin ich mal wieder zum Obi und hab einfach aufs Geratewohl mal ein paar Rollen und ein Testholz mitgenommen.
Das beste Resultat mit Abstand lieferte eine ziemlich kurz- und dickstopplige Rolle. Mit 5Euro auch noch erträglich für den Geldbeutel

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Nun zum eigentlichen Akt:
Ab in die Garage, Zeitungspapier ausgelegt und auf gehts! Da ich den Eimer Warnex nicht wirklich weitergebrauchen hätte können, hab ich nicht gespart beim Auftragen. Hab der Box zwei Schichten gegönnt, abschließend eine dritte für die Struktur. Zwischen den Schichten gabs solide Pausen von knapp unter ner halben Stunde, weil es sonst noch zu pampig war in meinen Augen. Die Pausen sind auch definitiv Temperatur abhängig, an dem Testholz-Tag war es deutlich wärmer und ging deshalb auch schneller. Der Struktur hab ich im Vorfeld ne Pause von sogar guten 50 Minuten plus gegönnt. Um diese schön hinzukriegen habe ich einen ordentlichen Batzen Lack auf die Box geklatscht und das dann ganz langsam und ohne viel Druck gerollt, kurz gewartet dasses bisschen hintrocknet und nochmal zart drüber gerollt. Wie das am besten geht findet man wohl nur bei einer Testlackierung raus (dringend empfohlen!).
Das war dann was rauskam:
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7) Innereienmontage
Als erstes mussten noch die angesägten Ports abgedichtet werden. Dazu hab ich eine "Patex Powerknete" genommen. Mit 7 Euro leider alles andere als billig, aber mehr als zweckmäßig. Und Junge, das Teil stinkt! Ich Rindvieh hab natürlich ohne groß zu lesen mit den Händen direkt hingegrabbelt und alles durchgeknetet... macht das bloß nicht. Hat ne gefühlte Stunde gedauert den Mief wieder aus den Händen zu kriegen...aber hey, trotz Chemieschock, mich gibts immer noch

Direkt danach hab ich das Gehäuse gedämmt. Noppenschaum mit ner Schere in Maße geschnitten, nichts besonderes. Festgeklebt wurds mit dem "Reca Kraftkleber S80 Fix-it ultra" weil ich den noch da hatte. Ist kein Sprühkleber, aber das Zeug war bombenfest danach. Kabel zubereitet (passende Länge und Anschluss) (linkes Bild), noch den Hochtöner mit seim Horn verheiratet, alle Öffnungen mit Lautsprecherdichtungsband beklebt und die Frequenzweiche verschraubt. Und dann wars auch schon so weit! Rein mit den Lautsprechern, dem Anschlussterminal und dem Flansch


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Wenn man fertig ist kommt irgendwie eine Mischung der Freude und der Trauer auf. Einerseits hat man es endlich zur Vollendung seines Werks gebracht und kann es nun nutzen, andererseits hat der Schaffensprozess durchaus seine Freuden bereitet

Hier noch Bilder von der fertigen Kiste:
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Was mich noch erstaunt hat war, wie schwer die Dinger eigentlich sind! Die "Kleinen" sind nicht nur akustisch, sondern auch auf der Waage größer als ihr optischer Eindruck

So, für alle die bis hierher gekommen sind hoffe ich, dass es sich für sie gelohnt hat. Ich zumindest hatte meinen Spaß mit dem Projekt!
cheers, Brööösel