und hier das dritte Projekt im Bunde: Eine Konstruktion mit zwei 10" und einem 1,4" HT.
Bilder:
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Sorry für die Handybilder.
Die Anforderungen für das Projekt waren folgende:
Es sollte ein Topteil entwickelt werden, welches den Output eines mittelstarken 12" Topteils deutlich (angepeilt rund 128-129db) übertrifft. Gleichzeitig sollte eine ausreichende Fullrange-Fähigkeiten gegeben sein. Dabei muss das Topteil dennoch auf einem Stativ und im Idealfall neigbar ohne Flugbügel eingesetzt werden können. Eine Erweiterbarkeit auf zwei Stück pro Seite sollte prinzipiell gegeben sein.
Außerdem sollte das Topteil nicht sehr viel größer als ein 15" Top sein und max. 21kg wiegen. Gesamtbudget sollte pro Box bei rund 500€ liegen.
Dieser Plan führte relativ schnell zur Feststellung, dass zwei 10" im Tiefton für die Anforderungen am besten geeignet seien. Da ein LS mit einer solchen Bestückung prinzipbedingt relativ hoch wird, musste ein Weg gefunden werden um die Höhe zu verringern. Dies führt zu Gedanken in Richtung einer recht prominenten Box eines namhaften schwäbischen Herstellers, der etwas ähnliches im Programm hat.
Nach einigen Diskussionen mit Jobsti über die Kompromisshaftigkeit einer solchen Box ging der Gedanke in Richtung der "einfachen" V-Anordnung im Tieftonzweig - dies wurde dann als Grundkonzept festgelegt.
Auf der Suche nach geeigneten 10" Modelle lief die Auswahl in Richtung der Modelle von B&C, die ordentlichen Output bei moderaten Preisen bieten. Die Auswahl tendierte zunächst zum 10HPL64, welche dann in den 10NDL64 mündete, welcher bei etwas höherer Leistung hauptsächlich ein erheblich höheres Auslenkungsvermögen besitzt.
Da die gängigen 1" Modelle im Hochton hier schon hart an der Leistungsgrenze arbeiten, erfolgte der Wechsel auf 1,4", was sich auch in Richtung einer angepeilten tiefen Trennfrequenz als vorteilhaft auswirkt. Onkel Jobsti zieht hierfür den Faital HF 144 aus dem Hut, welcher selbst mit einer Trennung unterhalb von 1khz bei entsprechendem Horn klarkommen könnte.
Als Horn wurde das drehbare Red Audio HF 1401 ausgewählt, welches mit 80x40° hervorragende Vorraussetzungen fürs Clustern bietet - mit 27x27cm Mundfläche handelt es sich hierbei auch um ein Exemplar, welches erwartungsgemäß auch in tiefen Regionen noch eine hinreichende Hornladung bietet.
Nach einer sehr detailorientierten Planungsphase - in der Kiste geht es an einigen Stellen um Millimeterarbeit, wurde ein Prototyp gebaut.
Kritisch wurde im Vorhinein die Platzierung des Neigeflansches SM 707 eingeschätzt - durch den schräg liegenden Magneten des unteren Tieftöners ist eine Platzierung im horizontalen Schwerpunkt nicht möglich sondern muss einige cm nach hinten versetzt werden. Besonders bei Neigungen des Flansches nach vorne könnte dies eine erhöhte Kippgefahr für den LS auf Stativ bedeuten - wie problematisch dies ist, musst erst der Praxistest zeigen.
Nachdem der Prototyp bestückt und soweit fertig geschreinert war, ging es diese Woche auf den Prüfstand.
Auf einem handelsüblichen Kurbestativ konnten die Bedenken in Sachen Stabilität erheblich entschärft werden - die Box steht selbst bei voller Neigung nach vorne sicher.
... Dann ging es an die Vermessung - alle Originalmessungen können hier eingesehen werden: https://www.dropbox.com/sh/b0ackdssad9px5e/woQ6egUW5i
Im folgenden werden die wichtigsten Erkenntnisse grafisch erläutert und zur Diskussion freigegeben.
Alle Messungen wurden, sofern nicht anders erwähnt, auf 4m Abstand durchgeführt. Messungen auf Stativ sind grundsätzlich gefenstert, Bodenmessungen im Normfalfall nicht.
Interessant ist auf jeden Fall mal was auf Achse herauskommt.
Die aktuelle Messung zeigt TT mit zugehöriger Phase, das Overlay den Hochtöner. Die Messung erfolgte bei 2,83V Klemmenspannung, als 2W für die beiden Tieftöner und 1W für den Hochtöner.
Die zweite Messung zeigt den Tieftöner als GPM vor Eintreffen der Wandreflektion.
Von unten nach oben: Der Pegelabfall im Lowmid zeigt ziemlich exakt die Prognose von WinISD, der Pegel fällt von 200Hz auf 100Hz mit etwa 5-6db ab. Der im Datenblatt nur leicht betonte Bereich zwischen 300 und 500Hz tritt sehr deutlich hervor mit lediglich -5db zum Hochtöner, interessanterweise tritt auch ein relativer deutlicher Impedanzsprung nach oben bei 220Hz ein und es entstehen viele kleine Welligkeiten bis etwa 500Hz - eine gewisse Hornwirkung scheint hier nicht ausgeschlossen zu sein. In der Annahme, der HT liegt auch mit dem Proel-Horn bei ca. 113db@1,5khz landen wir für den Tieftonzweig bei 108db, -3db wegen den 2W also 105db@1W.
Der Hochtonzweig ist gleich dabei: Wir sehen die typische Senke zwischen 2 und 3khz die treiberbedingt ist - Impedanz und Ausklingspektrum sind jedoch sauber, somit kann dieser kleine Fehler problemlos ausgeglichen werden. Ansonsten zeigt sich der HT in Sachen Frequenzgang pflegeleicht.
Auffallend ist jedoch ein extremer Einbruch bei rund 1khz, dessen Ursache sich nicht genau lokalisieren lässt. Impedanz und Aussklingspektrum bieten keinerlei Anhaltspunkte auf resonantes Verhalten.
Aufgrund des optischen Zustandes der Chassis war durchaus auch ein Defekt möglich - eine Messung im ausgebauten Zustand zeigte jedoch keinerlei Probleme.
Mit etwas Ratlosigkeit wurden diverse Tests durchgeführt - ein verpoltes Chassis hätte Auslöschungen hervorrufen können, aber wohl auch klanglich auffallen müssen. Dennoch wurde eine Messung mit einem verpolten Chassis durchgeführt. Der LS stand auf einem Case auf etwa 80cm Höhe - dies war eher eine "Werkstattposition" und diente nur dazu um festzustellen, ob der Einbruch zu sehen war.
Es handelt sich hierbei um eine Nahfeldmessung des oberen TT - zuvor durchgeführte Messungen zeigten den Einbruch auch hier. Interessant : Erwartungsgemäß sehr dünn untenrum - aber nichts von dem Einbruch zu sehen.
Des weiteren wurde einfach mal ein Chassis ausgebaut und einfach mal das Loch offen gelassen um zu sehen was passiert. Hierzu wurde dann der obere TT im Nahfeld gemessen:
Wir sehen die schöne Bassreflexabstimmung
![Fetzig 8-)](./images/smilies/icon_cool.gif)
Eine Nahfeldmessung des unteren TT zeigte keine Auffälligkeiten.
Man möge die etwas planlos wirkenden letzten Messungen verzeihen - die Zeit war zu diesem Zeitpunkt schon weit fortgeschritten und angesichts dieses schwer zu lokalisierenden Fehlers eventuell verständlich.
Wer hierzu Ideen hat und spezielle Messungen wünscht nur her damit.
Wie "schlimm" ist das für die Praxis? Gute Frage. Wir befinden uns hier schon im Bereich der geplanten Trennfrequenz und der Fehler tritt nur unter bestimmten Bedingungen auf - somit ist es noch nicht direkt das KO für die Konstruktion.
Zum Rest: Oberhalb von 1khz treten noch gewisse Resonanzen auf - das Gehäuse ist noch unbedämpft. Auch hier wird es wohl noch etwas Sonofill für den Innenbereich geben.
Eventuell treten auch ein paar Reflektionen im "Hornmund" auf - dies wird dann mit einer Versuchsweiche festgestellt, sollte hier etwas störend auffallend wird hier noch etwas Noppenschaum eingebracht.
Soweit zum Tiefton.