stoneeh hat geschrieben:Man kann eben nicht messen, bis zu welcher Frequenz der Sub sich noch gut anhört. Eine gemessene Resonanz kann von mir aus erst bei 200hz liegen, aber der Sub ab 100hz bereits träge, dröhnig, lahm klingen.
Wenn man NUR den Amplitudenfrequenzgang misst, oder nur diesen messen kann, mag diese Aussage peripher zutreffen.
Sobald man jedoch ein Messsystem nutzt, welches gleichwohl die Impulsansprache rudimentär erfassen kann, erlauben die daraus gewonnen Erkenntnisse durchaus präzise Rückschlüsse (Erfahrung und nötiges Fachwissen zur Interpretation vorausgesetzt) über das Verhalten eines Lautsprechers im genannten Bereich.
Selbstverständlich kann man sich daran versuchen dies per Gehör zu erfassen, allerdings sollte jeder nur zu gut wissen wie subjektiv das Hörempfinden sich von Tag zu Tag wandelt - und was an einem Tag noch subjektiv gut klang, gefällt am nächsten so garnicht mehr.
Deswegen ist eine Aussage wie "Messmikro weglegen & Ohren einschalten" in diesem Kontext bereits großer Unfug, zumal sich viele Anfänger schlichtweg keine Gedanken um den Einfluss ihrer subjektiven Hörwahrnehmung machen und diesen auch nicht ausschalten oder überhaupt irgendwie bewerten können (wer kann das schon...).
stoneeh hat geschrieben:Hoch- und Tiefpässe und Steilheiten kann man ebenso per Ohr einstellen. Bischen Hintergrundwissen, wie sich die Filter verhalten, vorausgesetzt. Bei LR oder But 18 bis 24 wird man halt landen.
Diese Aussage ist schon wieder SEHR kritisch zu sehen - bedenkt man dass viele Subwoofer im Bereich der Trennfrequenz zum Topteil hin noch nicht beginnen abzufallen, viele Topteile jedoch schon.
Trenne ich nun einen Subwoofer mit einem 24dB/Oct Filter nach oben hin und das Topteil gleichwohl mit einem Filter von 24dB/Oct Flankensteilheit nach unten hin, spielt hier ein bereits beginnender Abfall des Topteils (z.B. ca. 12dB/Oct bei BR Tops) schon in die Trennung mit hinein, und es ergeben sich zwei unterschiedliche Flanken, nämlich einmal 24dB/Oct beim Sub und (theoretisch..) 36dB/Oct beim Topteil.
So kommt keine
gut funktionierende Trennung zustande. Die oben genannte Konstellation wäre z.B., trotz passender Phase, symptomatisch für einen überbetont wirkenden Bassbereich, evtl. sogar ortbaren Subwoofern, mit mangelndem Kick und zu wenig Low Mids.
Viele stehen ja auf genau den Sound - für Dorfdisco oft die Referenz - ist aber trotzdem Bullshit.
Richtiger wäre es das Top im genannten Fall mit geringerer Flankensteilheit zu trennen, z.B. 12 oder 18dB/Oct, damit ergeben sich zwei symmetrischere Flanken, die sich folgend auch symmetrisch addieren.
Hinzu kommt die Tendenz Subwoofer per Gehör tendenziell immer zu laut einzustellen. Und schon an dem Punkt ist der Versuch, ein Setup per Gehör zu erstellen, kläglich gescheitert. Auch ist es schwierig die Auswirkung zweier ungleicher Flanken, im Bereich der Trennung, mittels Gehör, überhaupt korrekt identifizieren zu können. Identische Pegel und Flanken sind jedoch die nötige Grundlage einer funktionierenden Trennung.
Aber ist ja kein Problem...als ich vor über 5 Jahren angefangen habe mich intensiver mit Messtechnik zu beschäftigen, war ich auch noch der Meinung das Gehör wäre das präziseste, und einzige verlässliche, Werkzeug welches man für die Tontechnik benötigt, und zur Verfügung hat
Mittlerweile, viele Abende vor dem Messsystem später, sieht man das naturgemäß anders.
Ironischerweise ist mein Gehör jedoch, alleine durch den Fakt nun zu wissen wie sich diverse akutische Fehler überhaupt anhören, weitaus näher an dem für was ich es vor vielen Jahren gehalten habe - und dennoch noch meilenweit von einem präzisen Werkzeug entfernt.
Sollte ich jemandem nun einen Tipp geben, wie man ein System per Gehör notdürftig einstellt, dann wäre es wohl ein Setup zu erstellen, das möglichst langweilig und dennoch "richtig" klingt. Spätestens wenn einem die Prädikate "geil" oder "mächtig wumms" in den Sinn kommen, macht man meistens alles falsch.