Hobbypabastler hat geschrieben: ↑28. Mär 2021 12:11Man kann das Array auch schlecht reden.
Man muss es überhaupt nicht schlecht darstellen, sondern sich schlichtweg der technischen Realität bewusst sein, die ein kurzes "Line Array" einholt. Ein solches Array gegebener Länge verhält sich mit steigender Frequenz immer mehr wie eine "Zylinderquelle" und weniger wie ein Kugelstrahler.
Dementsprechend weist jedes "Line Array" bei höheren Frequenzen eine größere Reichweite auf als bei tieferen Frequenzen. Bei kurzen Arrays liegt der Übergang im Mittelton, je länger es wird desto mehr verschiebt es sich über die Tiefmitten zum Bass hin, bis es keinen mehr interessiert.
Da die Ursache in der "frequenzabhängigen Reichweite" liegt, kann man dies mittels EQ nur für eine begrenzte räumliche Ausdehnung korrigieren, dahinter wird es hochtonlastig, davor tiefmittenlastig. Daran ändert weder das Marketing noch die aktuelle Verbreitung der Systeme was.
Selbstverständlich kann man "Line Arrays" für den Einsatz mit wenigen Modulen auf kurze Distanzen hin optimieren, oder kurz gesagt das Verhalten als "Zylinderquelle" im Hochton möglichst weit abstellen, das schränkt jedoch ein wie lange man ein solches Array sinnvoll verlängern kann.
Ganz egal wie man es dreht und wendet, was das Marketing vor 20 Jahren versprochen hat, nämlich z.B. die Skalierbarkeit von 100 bis 2000 Personen (konservativ gewählt...) mit einem System, gibt es in dieser Form schlichtweg nicht.
Ein prominentes Beispiel aus der Zeit funktionierte z.B. mit zwei oder vier Modulen pro Seite bestenfalls leidlich, war da eigentlich nur mit den zusätzlichen Flugbässen wirklich lebensfähig, lies sich aber bestens von 6 bis 12, im Extremfall sogar bis hin zu 16 Modulen pro Seite nutzen.
Konsequenz daraus war dass man ein Jahrzehnt lang zum davonlaufen klingende, kleine Bühnen auf Stadtfesten mit 2 bis 4 Modulen dieses Arrays ertragen musste, weil sich niemand mehr getraut hat da ein einfaches 12" oder 15" Top hinzuhängen, man hatte nun ja das "skalierbare" Array am Lager. Nur doof dass es in dem Kontext gefühlt einen Bereich von 5m gab, an dem es akustisch erträglich war, der zudem seltenst am Bierstand lag.
Das System hatte deshalb ingesamt keinen guten Ruf, nicht weil es wirklich schlecht funktioniert hat, sondern viel mehr weil man es als etwas verkauft hat, für das es nicht funktioniert.
Mehr als 8 Module davon für größere Jobs zu hängen hat sich kaum einer getraut, da es nur das "kleine" System ist. Dabei konnte es mit 6 bis 12/16 Modulen eigentlich sehr gut den Bereich zwischen 500 und 2000 Personen abdecken.
Verbaut war nur ein 8" Tiefmitteltöner pro Modul, sowie ein Wellenformer. Grenzwertig wurde das bei extremen Pegeln und mehr als 12 Modulen, dafür waren die verbauten Hochtöner am Wellenformer etwas zu klein dimensioniert, um noch mit dem Output der 8er mitzukommen, der dann auch nach 50m noch signifikant vorhanden war.
Komplett konträr dazu kam einige Jahre danach ein System auf den Markt, das bereits mit zwei oder drei Modulen ordentlich funktionierte, dafür aber ab 8 Modulen pro Seite langsam an "Wurfweite" und Pegelfestigkeit im Hochton vermissen lies, da kein richtiger Wellenformer verbaut worden war, sondern lediglich ein eng abstrahlendes Horn.
Nicht ohne Grund haben die Franzosen beispielsweise mittlerweile geschlagene 8 Line Arrays für verschieden große Jobs im Verkauf, zudem noch 4 Pointsource Hybride und eine Schallzeile. Bei den anderen großen Herstellern sieht das Bild nicht weniger unübersichtlich aus.
Ganz einfach weil ein Line Array Skalierbarkeit innerhalb gewisser Grenzen bietet, nur bei weitem nicht unbegrenzt.
Es ist wie immer. "Know where to run".
Nimmt man die "freuenzabhängige Wurfweite" eines Line Array in Kauf, oder lebt mit den Kammfiltern von geclusterten Punktstrahlern?
Mit einem von beidem muss man sich im hier angesprochenen Rahmen anfreunden.
Hobbypabastler hat geschrieben: ↑28. Mär 2021 12:11Es wird gern gesehen und der Laie findet es super "cool" weil es auf fast jedem Fastival steht.
Gern gesehen und "super cool" ist es im Bereich der elektronischen Tanzmusik eher nicht, das nur am Rande.