Wie ich in meinem Beitrag schon schrieb, muss man eben differenzieren und zwar nach Produkt und nicht nach Marke.
Was z.B. die Aktiven bei Nubert angeht, ist es einfach so, dass das nicht deren Kernkompetenz ist. Ich habe mir meine A200 damals geholt, weil ie gut aussahen, praktisch die einzigen wirklich wohnzimmertauglichen Geräte am Markt waren und ich eben ein Produkt in dieser Niesche haben wollte.
Die bekamen aber auch nur von Nubert das Design und das Konzept - produziert wurden die wohl auch im Ausland - meines Wissens in China. Später hörte man dann von Problemen und ausgefallener Elektronik. Die Weiterentwicklung in Richtung eigentlicher Studiolautsprecher, also die X3000, ging dann zwar einen technisch sinnvollen Weg, was z.B. die Inputs anging, klappte aber nicht, weil es die Fiepprobleme gab. Das war auch bie den 500ern und 700ern schon ein Problem. Bei Studiolautsprechern ist das aber ein absolutes NoGo. Hinzu kommt die schwierige Marktlage: Die Kunden kaufen vermehrt sehr billige "Monitore", weil jeder selber produziert und die wenigen Abmischenden, die im Studiobereich noch gut verdienen, kaufen richtig gute etablierte Systeme der 10k-Klasse. Damit sind die aktiven Nubis letztlich etwas am Markt vorbei gebaut.
Ich traue dem Konzept "leistungsstarker und intelligenter" AMP + qualitativ hochwertige passive Systeme im mittleren Marktsegment mehr zu. Die nuLine sind z.B. technisch sehr gute Lautsprecher für den Preis.
Produktdifferenzierung muss man auch bei anderen Marken betreiben: Die oben erwähnten Adam Audio z.B. haben auch mittel- und unterpreisige System im Angebot. Ich musste aber z.B. bei den A7X und A77X lernen, dass auch da an der Qualität gespart wurde - siehe Schalterprobleme und Ausfall der Elektronik. Viele Monitore unterschiedlicher Hersteller sind total auf Kante genäht und gespart wird immer dort, wo es der Kunde nicht sieht. Dummerweise ist das meistens die Stelle, die der Kunde nicht reparieren kann.
Bei passiven Lautsprechern kann man sich immer helfen: Weichen und Chassis lassen sich immer austauschen und GF an Weichen neu einstellen. Mit einem vorgeschalteten DSP-System hat man praktisch alles in der Hand. Bei einem aktiven Monitor schmeißt man einfach zu viel Geld weg, besonders wenn es ein hochwertiges ist.
Ich denke daher modular: DSP-System, DAC, AMP und LS sind getrennte Dinge. Das Beste was bei mir daheim rumsteht, ist mein FPGA-DSP-System, die DIY-Amps mit den ICE-Power-Modulen und die passiven KH120. Von denen gibt es ja auch Aktive, die interessanterweise ja Neumann heißen und nicht Klein&Hummel und bei denen haben wir wieder das gleiche Problem: Der Signalpfad ist total digital, d.h. man digitalisiert das analoge Monitor-Signal, um es anzupassen und dann wieder einer DA-Stufe zuzuleiten. Bei den HT sind das sogar AB-Stufen. Ergebnis: Ich habe perfekte Klänge in der DAW, verlustfrei angepasst im DSP-System, dann geht es auf einen hochqulitativen DAC der 2k-Klasse und dann ....
... hängt ein Billig-ADC im aktiven Monitor drin, der auf Mittelqualität werkelt. Wozu also vorher einen hochwertigen DAC? Wenn, müsste im aktiven Monitor auch was Ordentliches der 500€-Klasse drin sind, d.h. man liefe auf entsprechende Mehrkosten hinaus.
Aktive Monitore im mittelpreisigen Segment sind (nur) für den PC eines anspruchsvollen Musikers gut. Ich habe das jahrelang genutzt, um auf Reisen mit meinem Notebook zu komponieren und gute Monitore dabei zu haben. Genutzt wurde der optische Klinken-Ausgang des Notebooks und der DAC im Nubert - unter eleganter Umgehung des Billig-DACs im Notebook und eventueller analoger Störungen auf 3,5 Klinke. Ein klarer Gewinn! Das passt technisch und finanziell.
Viel mehr kann man da aber nicht investieren, finde ich und wenn, muss das dann auch richtig gut sein. Ich habe vor einigen Jahren ein solches DSP-System für einen Anbieter mitentwickelt, dessen Module bei einem Hersteller für Monitore eingesetzt werden. Da kostet die aktive Elektronik aber auch entsprechend. Der Gesamtpreis für ein Stereopaar liegt dann aber auch in einer ganz anderen Liga. Und: Die Elektronik rechnete sich nur, weil sie auch noch in einem industriellen Bereich eingesetzt wird, wo die Marktbedingungen etwas entspannter sind, das das Endgerät nochmal eine Zehnpotenz teuerer ist.
Aktive Montiore bauen ist ein kritisches Geschäft. Die Kunden, die den großen Umsatz bringen, sind meistens Musiker, ambitioniere Mischer und Hobbyproduzenten. Das sind 80% des Marktes. Die haben aber keine Erfahrung, wenig technisches Wissen, keinerlei Messmittel und verlassen sich auf "Empfehlungen" und ihr subjektives Auswahlvermögen. Oftmals spielt dann die Farbe eine Rolle. Wie mir mir der Verantwortliche es eines großen Musikhändlers mal unter 4 Augen sagte, gehen 2/3 der Monitore auf der Basis völlig unsinniger Kriterien weg. Da verkaufen sich Rokits, weil die Membran so schön gelb ist und Monkeys, weil sie eine rote Farbe haben.
Und: Viele verkaufen sich, weil sie einen tollen Namen haben. JBL ist so ein Pferd und auch Firmen wie Genelec und Dynaudio haben ihre Anhänger, die auf die Qualität schwören. Der Gipfel sind die "Zeugen Yamahas" wie er es nannte und unbedingt einen NS10 haben müssen oder einen Nachbau oder einen Nachbau der Nachbauten. Ohne die "Küchenradiocheckfunktion" geht es nicht, obwohl sowohl die Theorie als auch die Technik dahinter völlig überholt ist. Das Gleiche gilt für die 1-Punkt-Lautsprecher-Theorie, die in Zeiten DSP-gesteuerter 2-Kanaler, die kaum noch Schwächen haben, immer weniger Berechtigung hat. Dennoch verkaufen sich Auralex, Auratones und wie sie alle heißen, wie warme Semmeln und zu praktisch jedem Preis.
Die Nutzer lassen sich blenden. Man kauft, was man irgendwo gesehen hat und meint, dass das gut sein müsse. Oder man kauft es, weil ein Studiofuzzi es bewerben hat.
Die Firmen bedienen dann die Kundschaft und servieren, was gefragt ist: Das Neueste, was ich gesehen habe, sind Avantone 10A. Naaaaa ... an welchen Klassiker erinnern die?
