Hab letzten Sommer ein 1000er Open Air eines Vereins beschallt, zwei geflogene Limmer 308 mit einem 15“ Filler (normaler BR Bass) pro Seite, insgesamt 6 doppel 15er von mir am Boden. Amping drei LD Deep für Limmer, Filler und 6 Wege Monitor, für die Subs drei Apogee SA700, alles mit DCXen gefahren.
Pegelorgien standen nicht auf dem Pflichtenheft. Insgesamt sollten fünf Bands spielen, Musikprogramm gemäßigt, eine hatte ihren eigenen Mischer dabei, zwei Kapellen bestanden darauf von ihrer üblichen VT Klitsche betreut zu werden, die haben ihr Pult und Monitorplatz eigenständig hingestellt. Die übrigen zwei waren meine Baustelle, für die Organisation des Abends zuständig war ein entfernter Bekannter, der (zufälligerweise
) auch in einer der zwei letztgenannten Bands spielt, und die ganze Beschallung jemand machen lassen wollte, der meistens keinen Bockmist verzapft. Licht, Strom und Bühne ging an jemand anderen.
Nun habe ich Größtenteils keinen Materialpark, der derartige Jobs abdeckt, ebenso sollte nicht zu viel gemietet werden, sonst bleibt kein Gewinn (
), also kurz telefoniert und auf die Schnelle vier Limmer 308 organisiert, mit zwei Flugbässen wird‘s schon gehen, die 308 in das Setup zu integrieren war zum Glück unproblematisch, klang ok.
Die Firma der zwei extern betreuten Bands haben die XLRs für PA und Monitore hingelegt bekommen.
Um denen ausreichend Zeit zum Soundcheck zu geben haben der Mischer der dritten Band und ich (Nummer 4 und 5) im Voraus bereits auf einen Soundcheck verzichtet, das gab uns zeitlich mehr Spielraum und zudem würden sich die Bands dann nicht unnötig früh im Backstage langweilen/betrinken, denn wer zuletzt spielt macht zuerst Soundcheck
Also gemütlich Kaffee getrunken, und auf den Mischer von Band Nr. 3 gewartet, der den DrumRiser mit aufbauen und mikrofonieren wollte.
„Ah, mal wieder Limmer, lange nichtmehr gesehen, was steht als Pult, welche Mikros kommen an die Drums?“, „War grad verfügbar, X32 Compact, Audix Fusion, das sind die billigen“, „Wird schon gehen, kann man schon hören?“, „Miniklinke liegt auf 31/32“.
Chris Jones, Hotel California und etwas Jazz später... „Kann man schon mit arbeiten“, er kramt einen Zettel aus der Hosentasche „Ich würde gleich mal meine Einstellungen im Pult machen, hast du mir EQs für die Audix Mikros?“, ich ziehe meinerseits einen Zettel aus der Tasche
Während Kollege Nr.3 seine Settings im Pult macht (meine waren eh schon drin), wurde ganz entspannt der Riser am Bühnenrand bestückt und mikrofoniert, Kollege Nr.3 kam dazu und rödelte mit, nachdem sich die von uns betreuten Bands die Drums teilen.
Kurze Zeit später fährt ein Sprinter vor. Ein etwas beleibter Mid 40er steigt mit Azubine aus. „Nee, was is‘n das? Kein L‘Acoustics? Darauf kann man ja nicht arbeiten.“ „Hallo erstmal.“ „Jaja, bleibt der Riser da?“, „Hinten im Eck.“, „Wo soll dann unser Monitorpult hin?“, „Geplant war Pult auf der Bühne und ihr steht daneben am Boden.“, „Ne, so geht das nicht! Der Riser muss weg! Da ist sonst zu wenig Platz!“.
Bisher nicht gesichtet, wohl mit dem Einweisen der Bewirtung beschäftigt, kommt der Organisator um‘s Eck „Das muss so gehen, sonst dauert der Changeover zu lang.“
Sehr widerwillig begannen die „Profis“ nun mit dem Aufbau ihres Materials, zwei CL3, einer Stagebox und mitgebrachter Backline inkl. Mikros (Satz von Shure).
„Nene, billiges Audix Geraffel, das wird nix bei euch.“ „Wer hat euch denn gebucht? Dann noch ein Behringer Pult, haha, und Monitor vom FOH, das geht nicht bei sechs Wegen!“ „Und die PA, was is‘n das für ein Schrott, ist ja von keiner Marke! Die billigen LD Endstufen, und was ist Apogee? Bestimmt auch aus (s)China.“ „Haha, 6 Endstufen auf 32A, was haben die pro Stück 5000W? Braucht doch keiner!“
Tonler Nr.3 und ich schauen uns etwas sparsam an. Etwas später kommt aus der PA Musik, immer lauter, Limiter der DCX machen zu. „So ein Scheiß, mit dem Schrott geht keine Dynamik.“
Organisator kommt wegen des Pegels „Was hast‘n da für Stümper am Platz? Viel zu leise das Holz!“. „Nein, es ist viel zu laut, Auflage sind 105dB Peak und 95dB LEQ in 5m.“
Band Nr. 1 und 2 treffen ein, deren Techniker erzählt die Story vom Pferd und wie Kacke alles sei. Aufbau, Soundcheck, Changeover, Soundcheck. „Klingt alles kacke wegen eurer scheiß PA.“ „Was is das überhaupt!“.
Publikum kommt, erste Band auf der Bühne, Organisator steht mit SPL Messer mitten drin, „Profi Techniker“ fährt +3dB aus deinem Pult raus, Limiter der DCXe greifen. Der Organisator bedeutet eine Pegelreduktion um 10dB, er hat Peak über 110dB gesehen. Ignoranz. „10dB leiser oder ich lasse den Strom ziehen.“. Ignoranz. Organisator zum Lichtler, dessen Firma auch Bühne und Strom gestellt hat „Schick jemand, der soll Backline und FOH abschalten“. Funkspruch. „Ja gut...dann ohne Spass!“.
Schlussendlich hielt sich der Kollege dann an seine Vorgaben und hat auch durchweg brauchbaren Sound geliefert. Natürlich war es wegen den „Stümpern“ und der „Kack PA“ nicht die Qualität, die er sonst liefern würde. Hätte man ihn die ganze Veranstaltung machen lassen, wäre alles viel besser geworden. Seine Azubine, die Monitor mischen musste, sprach übrigens kein einziges Wort.
Nach den jeweils zwei Sets der ersten beiden Bands war deren Material erfreulicherweise sehr schnell wieder im Sprinter deren Haus und Hof Beschallers. Der Kollege von Band Nr. 3 schob den Riser zur Mitte, PA und Monitoring wurden zurück auf meine Stagebox gesteckt, er stellte seine Mikros vor die hastig aufgebaute Backline und schon ging es los. Kleine Besetzung mit Drums, zweimal Gitarre, Bass und Sängerin, irgendwo zwischen Ella Fitzgerald und den Dire Straits.
Nach dem ersten Lied war sein Mix in Balance. Sauberer Transparenter Sound. Gemessen wurde nichtmehr, war ganz sicher nicht zu laut.
Zwei Sets später wurde es ernst, Stative blieben am Ort, getauscht wurden Mikros und Backline, am Pult die Settings für die Band geladen und nach kurzem LineCheck ging‘s los.
Besetzung Drums, Gitarre, Bass, Trompete, Saxophon, E-Piano, drei Sängerinnen. Musikalisch in Richtung Swing. Hatte ich vor einiger Zeit bereits mal gemischt, aber nicht gesichert, daher war etwas gekurbel nötig.
So ganz warm war ich mit den Limmer 308 leider noch nie, nach 3 Liedern war mein Mix so, dass man sich nicht schämen musste, allerdings weit weg von dem was die dritte Band und ihr Tonler an Qualität abgeliefert hatten, musste also an mir liegen, denn die PA war identisch.
Wieder zwei Sets später kam dann der Angstgegner, die Band wegen der ich ursprünglich den Job bekam. Besetzung Drums, zwei Gitarren, Bass, E-Piano, zudem via Funkstrecken zwei Trompeten, Saxophon, Posaune, zwei Klarinetten, zwei Geigen, zweimal Gesang via Headset und zweimal via Handsender, zudem noch dreimal Background Gesang kabelgebunden.
Die Band hatte ich schonmal auf dem X32 und einer ähnlichen PA gemischt und dementsprechend wenig anzupassen, nach drei Leidern stand der Mix zu meiner Zufriedenheit und reichte fast an den der dritten Band heran. Fast.