Moin zusammen,
mittlerweile ist alles da und soweit zusammengebaut - die erste Messsession ist soweit durch. Auch für die Unbelehrbaren - der DE 360 braucht definitiv einen Adapter, egal welchen Schraubenkopf man verwendet...
Auf Abstrahlungsmessungen wurde verzichtet, da die vorliegendem vom Datenblatt ausreichend sind zur Bewertung.
Ermittelte Tuningfrequenzen in WinISD liegen zwischen ziemlich und völlig daneben - letztendlich ist vom Kanal nur noch die Frontplatte übrig geblieben und selbst da wurde dann noch "weggeschnitzt" was ging. Am Ende liegt das ganze nun bei rund 58Hz - tiefer als eigentlich angepeilt - aber nunja, dann tut das ganze notfalls auch als FR-Box mit einigermaßen tiefer Basswiedergabe. Etwas irritierend war die Tatsache, dass auch das Einbringen von Noppenschaum die Tuningfrequenz senkte - meiner Auffassung nach hätte das Gegenteil der Fall sein müssen, daher musste ein Kompromiss zwischen Abrutschen des Tunings und Bedämpfung der Stehwelle bei 200Hz (Boden-Deckel) gefunden werden.
Hier einmal nur die 3 einfachen Messungen, Abstand ca. 4,3 m als reine Freifeldmessung so hoch das Stativ reichte, mittig vor dem MT. MT und HT sind reflektionsfrei, TT entsprechend nicht, daher auch mit ein paar Dips die sich aber gut nachvollziehen lassen. Für eine Pegelkalibrierung war ich zu faul - der relative Vergleich passt aber. Der Ciare zeigt ziemlich genau den erwarteten Verlauf - somit ist anzunehmen, dass die -5db Linie in etwa 105db 1W/1m entspricht. Der HT mit sehr schönem Verlauf kommt somit auf etwa 110-112db im relevanten Frequenzbereich - der mit 8mm doch etwas dickere Adapter aus Holz scheint sich nicht nennenswert negativ auszuwirken, was auch der Klirr später noch zeigt. Auffallend ist auch der sehr hohe Wirkungsgrad des Beyma gerade im Bereich 300Hz - 1khz, was ihn in Verbindung mit seinem geringen Gewicht auch für pegelstarke 15"/1,4" Topteile interessant macht. Trotz dem akustischen Loblied sei einmal eingeschränkt, dass die mechanische Verarbeitung des Chassis nicht wirklich dem entspricht, was man in der Preisklasse erwarten könnte, so ziemlich alle anderen Hersteller die ich bisher in der Hand hatte waren besser verarbeitet. Nunja...

Der Vergleich der Impulsantworten zeigt, dass die SEO ziemlich exakt auf einer Linie liegen.
Impedanz des Ciare im Vergleich free-air zu Flare + bedämpftem Gehäuse.
Interessant wird das Ausschwingverhalten. Der Ciare bleibt bis rund 3khz "sauber", darüber hinaus entstehen erste Reflektionen. Der B&C ist außer bei 10khz herum unauffällig - aber auch da unbedenklich.
Neben dem Ausschwingverhalten besonders interessant sind nun die Verzerrungsmessungen. Mit Rücksicht auf das Chassis wurde eher konservativ gemessen - damit die Bewertung dennoch aussagekräftig im Hinblick auf die spätere Verwendung ist, mit 3 verschiedenen HP-Filtern.
Der jeweilige HP-Filter ist unten vermerkt, dazu der Messpegel ggü. 1W (Messpegel +20db = 100W).
Der Ciare kann doch ziemlich laut und ist im Mittelton mit 100W noch lange nicht am Ende. Auch bei der spannenden Frage, wie es im Bereich um 500Hz herum aussieht gibt es Entwarnung - "unangenehm" wird es dem Chassis erst unter 350 Hz, die verhältnismäßig hohe Trennung der Originalweiche hat also nichts damit zu tun, dass der Ciare bei 500Hz entlastet werden muss. Mehr dazu weiter unten.
Insgesamt kann man aber sagen, dass sich dieses eigentlich uralte Chassis immer noch auf einem sehr hohen Niveau bewegt - was man ja auch daran sieht, dass ihm definitiv nur der Beyma 6MCF200Nd den Rang streitig macht (ein Chassis, das fast so viel wie die ganze restliche Kiste kostet und dazu rund 20 Jahre neuer ist!)



Der Vollständigkeit halber noch der HT, auch wenn der erwartungsgemäß eher nicht "ins Schwitzen kommt", da er ja entsprechend hoch getrennt wird. Die Messungen bei niedrigerem Pegel wurden gemacht, habe ich aber hier weggelassen - das Bild ist wie zu erwarten (recht hoher K2 auch bei niedrigerer Leistung, k3 klirrarm). Für eine Trennung unter 2khz ist der DE360 wie zu sehen eher nicht oder wenn dann nur in kleinen LS geeignet - in der 3-Wege Konstellation passt er aber gut rein und bleibt selbst bei 60W noch im Bereich von 1% k3. Da er insbesondere im Superhochton sowohl klirrarm wie auch ohne Nachschwinger ist kann man hier guten Gewissens etwas "Glanz" einziehen (zumindest für die, die noch so hoch hören...

)
Den Beyma habe ich mir gespart, da er ohnehin gesetzt ist und keine für die Entwicklung zu berücksichtigenden Erkenntnisse gewonnen werden.
... Nun zum Thema Weichenentwicklung - dazu auch nochmal der Vergleich der akustischen Phase von MT und HT. Mehrere Faktoren sollen bzw. müssen berücksichtigt werden:
- Die recht große Überschneidung von MT und HT soll optimiert werden ggü. der Originalweiche
- Der MT soll einen größeren Frequenzbereich abdecken - dabei muss ein Kompromiss gefunden werden zwischen akustischer Ortung und den leichten Ausschwingungsverzögerungen nach oben hin
- gleichzeitig kann der MT sinnvoll nach unten hin mehr übernehmen - dabei muss aber berücksichtigt werden, dass eine Entlastung zu tiefen Frequenzen hin verstärkt erfolgen muss. Insbesondere "gefährlich" ist das, weil die Resonanzfrequenz in den Bereich der Trennfrequenz rückt - die Originalweiche ist da "gerade noch so" drum herum geschifft.
Kurz nur für weniger versierte Mitleser der Hinweis: Die Originalweiche der P2 und auch P3 ist von Herrn Limmer sorgfältig durchdacht und stellt für die gängige Anwendung eine gute und praktikable Lösung dar ebenso wie die Bestückung - es soll sich hier auch um keine Kritik handeln. Gearbeitet wird hier im Bereich der letzten 5-10%, die auch überproportionale Kosten verursachen - das ist ein Kompromiss, den nicht jeder zu tragen bereit ist - daher ist die Originalweiche für die Masse der Anwender auch "genau richtig" so.
Einmal "auf die Schnelle" etwas zusammengeklickt. In passiver Ausführung zeigt sich beim Aufbau der Originalweiche in der Simulation schnell, dass die Impedanzspitze der Resonanzfrequenz kompensiert werden muss - ansonsten wird die Filtersteilheit wesentlich eingeschränkt. Akustisch sähe die Steilheit dann gut aus - elektrisch ist es aber zu wenig um den Ciare ausreichend zu entlasten.
Da der Beyma zum Mittelton hin stark ansteigt, muss die Filtersteilheit erhöht werden der die serielle Spule sehr große Werte annehmen.
Man sieht bereits in den Rohmessungen der Phase, dass diese über 3khz "zickig" wird und keinen gleichmäßigen Verlauf mehr hat. Das erfordert ebenfalls eine Erhöhung der Filtersteilheit, damit man das in einem angemessenen Bereich übereinander bekommt.
Wer einmal "spielen" möchte, findet im Anhang auch das Boxsim-File, das mal eine erste zusammengeklickte Version enthält, die aber noch nicht weiter optimiert ist.
Soweit der aktuelle Stand, der folgende Erkenntnisse & Entscheidungen bringt:
- Der Ciare zeigt in den Messungen dass er (immer noch) "rockt" und weiter als Herzstück optimiert wird
- Der Aufwand der Weiche im TT und MT-Zweig steigt enorm - und zum anderen ist ein bedenklicher Faktor, dass bei komplett passiver Trennung ohne Multiband-Limiter keine Kontrolle über die Leistungszufuhr zum MT gegeben ist - bei tiefer Trennung wird das gefährlich gerade im Live-Betrieb, der nicht unbedingt ein gleichmäßiges Spektrum hat - gerade Dynamikspitzen im Low-Mid. Aus diesen Erkenntnissen heraus wird dann doch die Entscheidung bekräftigt, dass die Kiste nur im MT-HT Zweig passiv bleibt und TT-MT aktiv getrennt wird. Das erlaubt zum einen eine separate Limitierung des MT-HT Zweigs, deutlich höherflankige und präzisere Filter und erspart den ganzen Ärger mit der Impedanzkompensation.
- Die passive Trennung MT-HT kann dann ruhig aufwändig ausfallen, da Impedanzen hoch, Trennfrequenz hoch und Stromflüsse gering sind.