So, heute kam der überarbeitete Prototyp wieder vor das Messsystem, diesmal mit kalibriertem Pegel. Interessant vor allem die Frage, ob der Output die Größe rechtfertigt oder nicht.
Kalibriert, GPM auf 2m Abstand und gemessen:
Beachten, ohne Skalierung, entspricht also 1m Vollraumpegel! Im Halbraum sind das mehr als ordentliche 105db @75Hz.
Nachdem ich das Ergebnis anzweifelte, nochmal kalibriert, nochmal kalibriert, immer mit gleichem Ergebnis. Daher mal das ganze verifiziert im SPL-Modus: Kalibriert, Kalibrator aufgesteckt, 94db bzw. 114db angezeigt, passt. Generator nun auf 70Hz Sinus eingestellt, 2,83V am Ausgang ausgemessen und Bass angeschlossen (nach wie vor 2m GPM):
Passt, scheint also tatsächlich seine Richtigkeit zu haben.
Die große Vorkammer und der große Port bringen also tatsächlich sehr ordentlich Pegel, ein BR dürfte schätzungsweise etwa 3-5db leiser sein (dafür natürlich auch ein paar Ecken kleiner und mit mehr Tiefgang). Für 0815-Mucke ist der Tiefgang aber absolut ausreichend.
Die Kiste ist leider nach wie vor nicht 100% dicht, Prototypen aus Grobspanplatte machen nicht so wirklich Spaß, aber egal - im Endeffekt kanns in "dichter" Version nur besser werden.
Klanglich hört man durchaus dass es ein Bandpass ist, ohne Bedämpfung klingt das ganze entsprechend nach, auch die Resonanzen fallen kräftig aus wie zu sehen.
Zunächst wurde aber das Vorkammervolumen etwas verringert um zu sehen, ob die größere Bauform auch Vorteile bringt. Hier ein Vergleich zwischen normal und etwa -12L. Pegel entspricht hier 1m GPM, wurde von 2m hochskaliert.
Wie zu sehen schwindet der Tiefgang und der Max. Pegel, im großen und ganzen noch tolerierbar, aber doch lieber keine Liter verschenken. Da die Kiste in Leichtbauweise realisiert wird und daher umfangreich versteift werden muss und auch Griffschalen Volumen kosten, wird die ganze Konstruktion also die Maße beibehalten.
Interessant war auch die Frage, ob mit Sonofil Volumen ausgeglichen werden kann, da ja der allgemeine Tenor ist, dass Sonofil virtuell Volumen hinzufügt. Ebenso sollten die Gehäuseresonanzen bedämpft werden. Dies wurde in der Praxis getestet. Es wurde nur eine halbe Matte verwendet und an allen Positionen nur lose angelegt, nicht gestopft oder derartiges.
dunkelgelb: Das ist die unbedämpfte Kiste. Es befindet sich die Volumenminderung mit im Gehäuse.
violett: Hier wurde die Sonofil-Matte über die komplette Breite des Ports gelegt, quasi wie ein "Filter". Es wurde wie gesagt nicht gestopft, es hat nur ganz locker die ganze Breite des Ports verdeckt. Interessant ist hier, dass entgegen der Meinung es wäre für tiefe Frequenzen wirkungslos in der Materialstärke, massiv Pegel bei 70Hz kostet! Die Resonanzen werden mittelprächtig bedämpft.
Diese Messung wurde auch nochmal so durchgeführt, dass die Vorkammer durch die Sonofil-Matte quasi in 2 Hälfte geteilt wird und das Chassis verdeckt - das gemessene Resultat war annährend identisch und mit massivem Pegelverlust verbunden.
hellgelb: Hier wurde die Matte direkt an der Rückwand angebracht. Die Resonanzen werden recht gleichmäßig über das ganze Spektrum bedämpft. Recht brauchbar.
orange: Hier wurde die Matte einmal zusammengelegt und in das untere Eck gelegt, direkt gegenüber des Ports. war bereits beim Ertönen des Messsignals eine sehr deutliche Veränderung zu hören - eine positive. Die Messung zeigt warum: Die klanglich sehr dominante Resonanz bei 500Hz wird vollständig absorbiert.
Das war zu erwarten - auch im kleinen verhält es sich wie im großen: Bassfallen sind in Räumen in den Ecken besonders effektiv, daher war zu erwarten, dass sich auch im kleineren Gehäuse hier die stärksten Resonanzen entfalten.
grau: Hier wurde die Matte zusammengelegt oben im Eck angebracht. Die Wirkung ist vergleichbar mit der Matte flach an der Rückseite, gleichmäßig zwar, die auffallend nervigen Resonanzen kann es aber nur mit mäßigem Erfolg bedämpfen.
Wie verhält sich das ganze im Bezug auf Volumen und Pegel? Betrachtet man den Scheitelpunkt bei 75Hz lässt sich feststellen, dass sich dieser bei allen bedämpften Versionen ein klein wenig nach unten verschiebt. Das Volumen wird also tatsächlich etwas größer - die Wirkung ist aber eher nur messbar und weniger hörbar.
Generell kostet die Matte automatisch Pegel, egal wo sie ist. Während das Entfernen der Volumenminderung den Pegel messbar erhöht, ist das beim Hinzufügen von Dämpfungsmaterial wie man sieht nicht der Fall. Innerhalb des Gehäuses ist es auch realtiv egal wo sich dieses befindet - solange es sich nicht unmittelbar in "Strömungsrichtung" der Schallausbreitung vom Chassis aus befindet. Der verlorenene Pegel beträgt etwa 0,5db - vergleicht man dies mit dem enormen klanglichen Zugewinn bei der Platzierung im unteren Eck, ist das ein guter Kompromiss.
Die Vorentwicklungsphase des Basses ist damit abgeschlossen. Es hat sich gezeigt, dass das große Gehäuse aus Sicht des Outputs gerechtfertigt ist. Generell wird der Bass klanglich sehr "punchig" werden, weniger präzise auf den Punkt, aber rund und gut drückend. Auch der enorm hohe Wirkungsgrad kommt dem recht kurzhubigen Chassis zugute, das hält die Verzerrungen bei großen Auslenkungen im Rahmen. Perfekt für den angedachten Einsatzzweck.
Auffallend war nun auch, dass WinISD mit seiner Prognose größtenteils daneben lag, auch Hornresp hat das anders vorhergesagt. Zu sehen ist also, dass hier schon ein recht wenig eindeutiges physikalisches Konstrukt vorliegt, das sich also mit standartisierten Simulationsvorlagen nicht eindeutig berechnen lässt. Es handelt sich nicht um einen reinen Bandpass, wie am großen Spektrum des Outputs obenrum zu sehen ist. Im Folgenden noch die Impedanzmessung, die vielfältigen Spitzen legen nahe, dass das an Undichtigkeiten liegt, erwartungsgemäß wird finale Spitze aber nicht so hoch wie bei reinen Bandpässen. Man wird das bei der endgültigen Version sehen. Das Chassis verhält sich elektrisch auffallend hochohmig - wenn man es nun korrekt nimmt und die höhere Impedanz als Grundlage nimmt, liegt der Wirkungsgrad bei 1W also nochmal höher. Beachtlich.

Dank des großen Ports kann sogar auf eine Serviceklappe verzichtet werden - die Chassismontage ist durch den Port hindurch möglich. Eine Versteifung des Ports ist nach meinen Untersuchungen auch nicht nötig, wird aber eventuell "alibi-mäßig angebracht, um einen Eingriff ins Gehäuse hinein zu verhindern (oder in dem Fall Kinder daran, in das Gehäuse hineinzuklettern

). Diese ist dann zu Servicezwecken mittels Schrauben entfernbar. Akut gefährdet ist die Rückwand, die beim Prototyp unter Pegel massiv belastet wurde, da ist eine gute Versteifung gefragt. Die geschlossene Rückkammer erthält in Strahlrichtung des Chassis eine kleine Versteifung, praktischerweise liegt die quasi genau in einer Ecke und ist somit automatisch schon gut versteift, da reicht ein kleines Dreieck vollkommen aus.
Insgesamt bin ich sehr gespannt, nachdem die Kiste sehr viel besser geworden ist als nach den ersten Messungen erwartet.