Bei der ganzen Diskussion um "Antriebsstärke" sollte man bedenken wie so ein Antrieb überhaupt funktioniert.
"Dicker Magnet = starker Antrieb" ist sehr gefährliches Halbwissen und stimmt so im allgemeinen nicht!
Ich versuch das mal möglichst einfach zu erklären:
Viele Assoziieren die "Antriebsstärke" eines Lautsprechers mit dem BL-Produkt (Magnetische Flussdichte x
Induktivitäteffektive Drahtlänge).
Das ist zwar erstmal nicht komplet falsch, man muss sich aber bewusst sein das sich daraus nicht direkt F (Kraft) sondern F/I ("Kraft pro Strom") ergibt.
Der Strom interessiert uns aber gar nicht so wirklich sondern wir denken in Leistung. Man muss das BL-Produkt daher immer in Zusammenhang mit dem ohmschen Widerstand der Spule betrachten.
Einfach gesagt "erschummelt" man sich bei gleicher "Antriebsstärke" (Kraft pro Leistung) mit einem hohen Widerstand ein hohes BL-Produkt.
Im Folgenden sei daher mal der ohmsche Widerstand der betrachteten Spulen als gleich angenommen, da wir nicht schummeln wollen.
Was muss man tun um das BL-Produkt groß zu machen. Die triviale Antwort ist B (Magnetische Flussdichte) und/oder l (
Induktivität Drahtlänge im Luftspalt) groß zu machen.
Das geht folgender Maßen:
B: Hier hat man 2 Möglichkeiten zu optimieren. Erstmal kann man natürlich einfach den Magnet größer (im Luftspalt wird das dann gebündelt) oder stärker machen. Das wäre das klassische "dicker Magnet starker Antrieb". Man kann aber auch dem Luftspalt kleiner machen und so den Fluss erhöhen. Dabei steht die Flussdichte (vereinfacht) in anti-proportionalem Verhältnis zur Spaltbreite δ und zur Fläche des Luftspalts A. Siehe z.B.
hier.
Das heißt man kann BL verdoppeln indem man den Luftspalt halb so breit macht ohne den Magnet größer zu machen! Der Luftspalt sollte also kleinstmöglich sein.
l: Um l groß zu machen muss man möglichst viel
Induktivität Draht in den Luftspalt packen, daher man muss möglichst viele Wicklungen im Luftspalt unterbringen.
Jetzt wollen wir aber unabhängig von der Anzahl der Wicklungen einen konstanten Widerstand haben. Für mehr Wicklungen muss also der Draht dicker werden, da er logischerweise auch länger wird.
Viel Draht braucht aber auch viel Platz. Das führt uns aber zu einem Dilemma, da der Luftspalt doch möglichst klein sein soll.
Man muss auch beachten das nicht die ganze Spule im Luftspalt steckt, das ist insbesondere bei Langhubigen Chassis ein Problem
Was heißt das nun für uns?
Hier ein paar Vereinfachte Aussagen die bitte immer im Zusammenhang mit dem oben geschriebenen gesehen werden sollten.
Insbesondere werden alle Parameter die in den Aussagen nicht explizit genannt sind gleich gehalten!
Um zwei reale Chassis miteinander zu vergleichen muss daher alles betrachtet werden und nicht nur einzelne Aussagen, da diese Annahme definitiv nicht gilt!
1: Spulen mit großem Durchmesser brauchen für gleiche "Antriebsstärke" einen größeren Magnet, da der Luftspalt an Fläche zunimmt.
2: Chassis mit langen Spulen brauchen eine höhere Flussdichte im Spalt für gleiche "Antriebsstärke" im vergleich zu einer kürzeren Spule (daher kleinerer Luftspalt oder größerer Magnet).
3: Billige Chassis bei denen der Luftspalt wegen der hohen Toleranzen breiter ausfallen muss brauchen bei gleichem Hub einen größeren Magnet im vergleich zu guten Chassis.
Im Konkreten Fall hier:
Der Thomann hat einen Luftspalt breit wie der Grand Canyon und sogar noch eine mit 3" recht große Spule.
Um das zu kompensieren wurde die Spule kurz gehalten und der Magnet groß gemacht.
Der Sica dagegen hat eine kleinere Spule und wahrscheinlich einen deutlich schmaleren Luftspalt und kommt damit bei gleichen Parametern mit weniger Magnet aus obwohl der Hub größer ist.
Wobei das beim Sica nur eine (ich denke berechtigte) Vermutung ist, den hab ich im Gegensatz zum Thomann aber noch nicht aufgeschnitten.
Edit: Fachliche Korrekturen. In dem Zusammenhang bitte die Hinweis auf (Bl)²/Re ein paar Beiträge weiter beachten.
Grüße
Johannes