Manche Nutzer haben vielleicht schon davon gehört:
Der User OCA bei Audio Science Review bzw. im AVS Forum bastelt seit einigen Jahren an einem Reverse Engineering von Audyssey und hat bereits viele Iterationen veröffentlicht.
Wo ich selbst anfangs noch der größte Skeptiker war, sah ich durch weitere Audio-Bildung das Ganze differenzierter.
Mein erstes Experiment hatte wenig gebracht – was wohl eher daran lag, dass ich durch schlichtweg falsche Subwoofer-Positionierung ein Peak-Dip-Differenz im Bass von 32 dB(!) hatte. Damit kommt kaum eine Kalibrierungssoftware klar.
Nachdem ich meine Subwoofer etwas hin und her geschoben hatte (nun vorne links und hinten rechts), konnte ich die Peak-Dip-Differenz auf immerhin 18 dB reduzieren → genug, um nun sauberer mit Raumkalibrierungen arbeiten zu können – speziell mit dem besagten A1 Neuron Evo.
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🔗 Link zur Suite
Download A1 Neuron Evo 3.1
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📦 Vorbereitungen
- Subwoofer optimal positioniert (idealerweise durch RTA mit pinkem Rauschen getestet)
- AV-Receiver & Audyssey-Messmikrofon (mitgeliefert)
- Stativ oder Audyssey-Rakete
- Audyssey im AVR deaktivieren & auf „Pure“ stellen (Vorsichtsmaßnahme)
- Circa 1 Stunde Zeit einplanen
🛠️ Anleitung – Schritt für Schritt (für Version 3.1)
- Suite herunterladen
→ ZIP-Datei entpacken, z. B. auf den Desktop - Netzwerk sicherstellen
→ AVR und PC müssen im selben Heimnetzwerk sein - odd_menu starten
→ Im Ordner „odd.wtf“ die Datei odd_menu.bat starten
→ Im erscheinenden Menü „1“ drücken → Enter
→ Das Tool lädt die aktuelle Konfiguration vom AVR (wichtig für spätere Metadaten) - Subwoofer-Lautstärke-Kalibrierung
→ Audyssey-Mic anschließen & auf Haupt-Hörposition ausrichten
→ „4“ drücken → Enter → Subwoofer auf ca. 75 dB mittels Regler am Sub einpegeln
→ Mikrofon angeschlossen lassen - Raumeinmessung starten
→ „5“ drücken → Enter
Achtung: Sehr laute Sweeps! Gehörschutz oder Nebenraum empfohlen!
→ odd.wtf fragt nach der ersten Messung 0 → Mikrofon auf Haupt-Hörposition positionieren, falls zuvor entfernt
→ Danach Messpositionen ca. 30–60 cm entfernt variieren – auch in der Höhe!
→ Stellt euch vor, ihr messt in einer Kugel oder „Hörbereichswolke“
→ Mindestens 7 Messungen, empfohlen: 12
→ Bei 8 Lautsprechern inkl. Subs: bis zu 62 Durchgänge möglich
→ „Q“ drücken → Messdaten werden in .ady-Datei gespeichert - Messungen extrahieren
→ Datei A1 Evo Neuron p3.html öffnen
→ Erst .avr-Datei aus Schritt 3 auswählen
→ Dann „Extract Measurements from Automated Measurement File“ → .ady-Datei auswählen
→ Extrahierte Daten am besten in selber erstelltem Unterordner speichern, z.B. „Messungen“ speichern - REW (Room EQ Wizard) installieren
→ REW Beta mit API-Server
→ Installation mit Standardwerten
→ Danach:- „Preferences“ → „Views“ → „Max Measurements“ auf 500 setzen → REW neu starten
- EQ → „Target Settings“ → „House Curve“ → Datei auswählen
→ Empfohlen: „Harman 6dB“ als Ausgangspunkt beim ersten Kalibrieren - Preferences → „API“ → API-Server starten
- Messungen aus Schritt 6 per Drag & Drop ins REW-Fenster ziehen
→ REW erkennt alle automatisch und ist nun für die Optimierung bereit
- Optimierung starten
→ A1 Evo Neuron p3.html erneut öffnen
→ .avr-Datei erneut laden
→ Einstellungen für die Optimierung:- Max crossover freq: 80 Hz (alternativ: 120 Hz bei kleinen Lautsprechern oder Subwoofer sehr nah an Frontlautsprechern, nicht empfohlen bei starker Subwoofer-Asymmetrie, z.B. vorne links + hinten rechts)
- „Check & correct speaker polarities“: aktivieren
- Rest: Standard lassen
→ Dauert je nach Messanzahl & Rechenleistung einige Minuten
→ Ergebnis:- .mdat-Datei = Vorverarbeitete Messdaten (wichtig für spätere Änderungen, unbedingt speichern!)
- .oca-Datei = fertige Kalibrierung für deinen Raum & deine Zielkurve
- Kalibrierung an den AVR senden
→ Datei sendAllSettingsAtOnce_v4-Win64.exe in Hauptordner verschieben
→ Tool starten → AVR auswählen
→ .oca-Datei auswählen
→ Slot 1 oder 2 wählen (z. B. Slot 2 = Testkalibrierung, wenn man seine aktuelle Kalibrierung nicht überschreiben will)
→ Merkt euch, was wohin gespeichert wurde! - Finale Einstellungen im AVR
- Dynamic EQ & Dynamic Volume: unbedingt deaktivieren!
- Audyssey FLAT: nutzt exakt die neuen Filter
- Audyssey REFERENCE: wendet zusätzlich psychoakustische ISO-Korrekturen für leisere Hörlautstärken an, jedoch nicht dynamisch! Es werden hier durch A1 Neuron speziell berechnete Zusatzfilter verwendet, nicht jene von Audyssey!
→ Testet beide Varianten selbst, welche euch besser gefällt
🎉 Fazit
Herzlichen Glückwunsch – eure Kalibrierung ist abgeschlossen!
Audyssey wurde massiv aufgewertet – spürbar bessere Basswiedergabe, klarere Ortung.
Einige Stimmen sagen, A1 Neuron Evo sei sogar besser oder gleichwertig zu Dirac – für lau.
Wer Audyssey nutzt, sollte sich das unbedingt einmal anschauen.
Bei Fragen gern bei mir melden. Frohe Ostern! 🐣
Edit:
Einige Nachträge, weil ich vermute, dass sonst Missverständnisse auftreten. Die Liste wird eventuell erweitert:
"Mein Bass ist nach der Kalibrierung weg!"
Nein, zwei Szenarien: Er wurde vermutlich zum ersten mal sauber eingemessen und linearisiert. Noch bessre, wenn zuvor die Subwooferposition angepasst wurde, dass es keine krassen Höhen und Tiefen im Frequenzgang gibt. Zweites Szenario: Man ist eine krasse Adaptive Loudness (Dynamic EQ auf 0) oder sonstigem externen Bassbboost gewohnt. Anders ist NICHT schlechter. Gerade bei langer Zeit mit suboptimaler Einstellungen, kann etwas nachjustierung nach der Kalibrierung notwendig sein: Aktivier gern Dynamic EQ. Es wird die Kalibrierung nicht kollabieren lassen, ist jedoch ausdrückt nicht in der Kalibrierung berücksichtigt und kann die Kalibrierung verschlechtern, muss aber nicht. Ich persönlich habe z.B. mit Harman 4dB Kurve kalibriert und nutze eine kräftige Adaptive Loudness (aka Bass- und Höhenboost für Gehörrichtigkeit) von -13dB, Daher empfehlung, wenn man mit dem Bass unzufrieden ist: Audyssey REFERENCE einstellen. Wenn das noch nicht reicht, dann gern Dynamic EQ 15dB, 10dB, 5dB 0dB testen. Bei Dynamic EQ ist aber mit komplett unerwarteten Ergebnissen zu rechnen.