geisi hat geschrieben:Warum zwingend Analog?
Bei halbwegs technikafinen Schülern kann man noch davon ausgehen, dass diese einen Überblick auf im Hintergrund offene Send Pegel, sowie Kanalzüge und Bus Master auf weiteren Layern, haben. Auch der Hausmeister wird das irgendwie hinbekommen (hoffentlich).
Schätzungsweise 80% der Lehrkräfte jedoch nicht. Von diesen 80% nutzen meistens die unfähigsten 20% die Pulte. Ein Analogpult ist für solche Menschen in jeder Hinsicht intuitiver und übersichtlicher in der Nutzung. Es ist alles ohne Umwege sofort ersichtlich, und schon das stellt viele vor unlösbare Herausforderungen.
Nicht ohne Grund steht beispielsweise auf den meisten mittleren Festivals, wo man noch nicht davon ausgehen kann, dass jede Band überhaupt einen eigenen Tontechniker hat, oder diese ein eigenes Pult mitbringen, eigentlich immer ein Analogpult.
Bei Digital kann der eine kein Yamaha, der andere keine A&H, und der dritte dann keine Soundcraft bedienen, muss sich erst in die Philosophie des Pultes eindenken, etc. Da ist ein Analogpult in jeder Hinsicht pflegeleichter.
Alleine deswegen ist Analog im Profibereich noch immer eine gern genutzte Plattform.
hunterstudios hat geschrieben:Um mit einem analogen Pult ernsthaft arbeiten zu können braucht man noch soviel zusätzliches Outboard, dass der Preis eines X32 bei weitem überschritten wird.
Was denn? Mal großzügig überschlagen 3 31 Bänder, 3 Stereo oder 2 Quad Gates für die Drums, Kompressor für Bass, Kompressor für Vocal Summe, evtl. Kompressor für Instrumenten Summe, dazu 2 Effektgeräte. Bei den aktuellen Gebrauchtpreisen ist das für seine sehr überschaubare Summe zu erhalten, in gutem Zustand und "amtlicher" Qualität.
Ein so ausgestattete Siderack gibt es öfter mit Pulten, die im Anfangspost genanntes Anforderungsprofil erfüllen, wie z.B. einem GL3300, für den Neupreis eines X32 auf dem Gebrauchtmarkt.
Nice to have wären meiner Meinung nach noch zwei Stereo Delays, eines für die Summe (mal sehen ob einer von den Experten hier weiß für was

) und eines für eine Delay Line.
geisi hat geschrieben:Gerade in der Schule, wo man was lernen sollte, dann kann man auch gleich am Digitalpult mischen.
Oft ist es weitaus lehrreicher, mit geringen Mitteln zu Arbeiten. Zum Beispiel mit einem mittelklasse Analogpult mit spärlichem Outboard, evtl. sogar ganz ohne. Hier hat man schlichtweg keine umfassenden Processing Optionen wie in einem Digitalpult.
Man muss sich daher zwangsläufig um eine Mikrofonierung bemühen, bei der sowohl die Kanaltrennung, als auch die Dynamik- und Klangwiedergabe, von Haus aus funktionieren, ohne daran viel mit EQ und Kompressor herumzuschrauben.
Wenn man keine 31 Bänder hat, muss man sich überlegen, wie man Musiker (falls nötig), Monitore, Mikrofone und FOH PA optimal aufstellt. Dann wird man feststellen, dass es nicht immer 6 Monitorwege und beachtliche Pegel auf diesen braucht, damit sich die Musiker hören. Postwendend wird man zugleich mit einer deutlich entschärften Feedbackproblematik belohnt.
Man könnte ja oft meinen, ohne Gate, Kompressor und DeEsser in jedem Kanalzug, jeder Subgruppe und jedem Aux Weg, lässt sich kein vernünftiger Ton mehr machen. Gerade viele Anfänger haben davon nichts, im Gegenteil. Diese neigen gerne dazu, von den Funktionen viel zu häufig gebrauch zu machen, was sich am Ende im Ergebnis niederschlägt. Man "verrennt" sich buchstäblich im Dschungel des Funktionen, die ein Digitalpult bietet.
Auch viele Profis vergessen gerne, dass man nicht immer das umfangreiche Processing eines Digitalpults braucht. Es entsteht oft der beeindruckendere Sound, wenn man erst alle anderen Optionen ausschöpft, und dann am Pult nurnoch homöopathisch EQ, leichte Kompression und etwas Hall appliziert, bzw. überhaupt applizieren muss!
Weniger ist manchmal eben mehr.