Moin Kollegen,
da es bei mir beruflich die letzten beiden Jahre gerade wenig freizeitverträglich zugeht, möchte ich hier mal ein Projekt vorstellen, welchem man trotz einem zusehends in die Nacht verschobenen Lebensrythmus nachgehen konnte - und im Gegensatz zu einer anderen Ewigkeitsbaustelle weder allzu viele graue Haare forderte, noch selbige durch Fehlfunktionen allzu oft versengte.
Hier beschrieben wird ein über mehrere Monate hinweg durchgeführtes Bauvorhaben, vor allem um es für mich selbst zu dokumentieren, bevor ich weitere Details und Hintergründe vergesse. Möglicherweise hilft es auch Anderen weiter.
Obgleich ich selbst mich nicht wirklich Musiker nennen möchte, spiele ich doch seit über einem Jahrzehnt ab und zu Bass, nach längerer Pause die letzten beiden Jahre wieder vermehrt. Den Titel als schlechtester Bassist der Welt, welcher mir noch zu Schulbandzeiten verliehen wurde, trage ich noch immer, mittlerweile jedoch mit Würde
Zumeist wird dieser Leidenschaft nachts oder am frühen Nachmittag gefröhnt, hierzu reichte ein kleiner Übungsverstärker stets aus, welchen ich vor einiger Zeit für wenig Geld gebraucht erworben habe. Ein Epiphone Electar 15B, 10", 15W, Volumen Regler, 3 Band Klangregelung, fertig. Klanglich durchaus zu gebrauchen, eher schlank, Bass unter 100Hz kommt definitiv keiner raus, wie auch aus einem geschlossenen Gehäuse mit nur ca. 10l Volumen. Dafür ordentlich Obertöne, was mir vom Sound her durchaus gefallen hat. Der EQ war zumindest für mich nicht nutzbar, aber auch nie nötig.
Sporadisch wurde und wird jedoch auch mit Kollegen musiziert, welche bezüglich ihrer Arbeitszeiten ein ähnliches Schicksaal teilen. Nennen wir es mal liebevoll Cover Rock. Nein, keine Hochkultur. Hiermit war ein kleiner 15W Übungsverstärker jedoch meist überfordert, und selbst zur Unterstützung eines Halbakustikbasses in den eigenen vier Wänden war dieser nur wenig zu gebrauchen.
Jedes mal eine Monitoranlage zzgl. Pult aufzustellen war jedoch langfristig angesichts der wechselnden Örtlichkeiten zu viel Aufwand, und auch die Klangformung des via DI Box in´s Pult geholten Signals, mittels Plugins im Laptop, stellte mich persönlich nie wirklich zufrieden.
Deshalb folge die Überlegung entweder eine potentere Basscombo zu kaufen, oder alternativ eine kleine Bassanlage mit Topteil in der 250W Klasse und separater Box.
Nach langem Überlegen und anspielen diverser Modelle waren mir Combos und Topteile mit separater Box entsprechender Qualität jedoch zu teuer, meist auch zu groß. Ein Kaufwunsch kam auf jeden Fall nie wirklich auf. Temporär kam mal etwas Euphorie für TC Electronic Produkte auf, jedoch spielte sich das nie so "organisch" wie z.B. das Vollröhrentopteil eines Kollegen mit 4x10er Box.
Irgendwann fiel der Blick auf den im Wohnzimmer stehenden Übungs Amp. Man könnte ja...
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Ist er nicht süß? Etwa 35x35x25 groß, keine 10kg schwer, hat man den Bass in der Tasche auf dem Rücken, lässt er sich bequem in einer Hand tragen, oder sogar auf dem Fahrrad mitnehmen. Wenn nun auch noch der Output stimmen würde.
Das bedeutete jedoch einen Komplettumbau, zumindest auf elektronischer Ebene. Da hierzu weder Holzarbeiten nötig werden würden, die sich bei meinen üblichen Wachzeiten trotz Werkstatt nich umsetzen lassen, ohne die Ordnungsmacht auf den Plan zu rufen, und die gebotene Qualität und optische Erscheinung des Gehäuses ebenfalls durchweg brauchbar bis gut waren, erschien der Gedanke jedoch charmant, und nachhaltig, immerhin würde der Amp bei einer Neunanschaffung sowieso wertlos werden.
Um das Gewicht niedrig zu halten, und auch den Aufwand bezüglich Kühlung gering, musste es zwangsläufig eine Endstufe in Klasse D mit Schaltnetzeil sein. Schlussendlich kristallisierten sich L25D Endstufenmodule heraus (warum auch immer...keine Ahung mehr), natürlich aus der Bucht, der selbe Chinese bot zugleich auch ein 500W Schaltnetzteil an, welches die nötigen +-45V an Spannung lieferte, und zugleich noch +-15V für eine Vorstufe sowie +5V für zusätzliche Elektronik.
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Um den regularien bezüglich des Brandschutzes gerecht zu werden, wurden die einzelnen Module mittels Distanzbolzen auf eine Alu Platte montiert. Im Bedarfsfall sollte diese noch etwa in die abnehmbare Rückwand des Combos eingelassen werden, und diese zudem ausgeschnitten, um Alibi halber für´s Gewissen den Wärmeaustausch etwas zu verbessern.
Bisher erwies es sich weder als nötig, noch wurde es gemacht. Evtl. auch aufgrund meiner momentan nur geringen Motivation die Oberfräse zu schwingen
Um den hier gewonnenen Gewichtsvorteil zu halten, musste die Vorstufe jedoch zwangsläufig auf Halbleiterbasis umgesetzt werden.
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Zu gerne hätte ich zwar Röhren genutzt, dies hätte jedoch den Aufwand zu sehr in die Höhe getrieben, und auch beim Gewicht hätten gewisse Abstriche gemacht werden müssen. Zudem fand sich kaum ein passender Schaltplan im Internet, eine Eigenentwicklung mit Röhren war mir zudem zu unsicher und arbeitsintensiv.
Natürlich war eine Klasse A Schaltung mit Feldeffekttransistoren die nächstbeste Wahl, und hier spuckte google auch in kürze einen brauchbar wirkenden Schaltplan aus, der sich nach weiterer Recherche einiger Beliebtheit unter diversen Nachbauern erfreute. Es handelt sich dabei um den
JFET Bass Preamp von Albert Kreuzer.
Er kommt mit 3 FETs aus, bietet diverse ansprechende Features (z.B. separate Gain und Volume Regler, Ultra High und Ultra Low Schalter, Mute Schalter, schaltbarer Low Cut) und wenn man einen Operationsverstärker im Signalweg in Kauf nimmt, ebenfalls einen 3 Band EQ. Ein weiterer OP ist für den Tuner Ausgang und die Clip LED verbaut.
Da es von Albert Kreuzer sogar eine Ätzvorlage für diesen PreAmp gibt, war der Nachbau extrem einfach, lediglich die Ersatztypen der obsoloten, verbauten FETs erforderten etwas Kreativität, da es sich dabei um SMD Bauteile handelte.
Mittels dreier Lötnägel und etwas Lochrasterplatine wurden hierzu nicht besonders schöne, jedoch seltene und fuktionierende Adapter gebaut, und die modernen FETs auf relativ simpelm Weg mit der Schaltung verbunden.
Evtl. werden diese irgendwann jedoch durch die originalen FETs ersetzt, bisher hält mich jedoch der nicht unerhebliche Preis für die Restbestände der bedrahteten BF103 ab.
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Als früher begeisterter Tontechniker, wollte ich diverse Anschlussmöglichkeiten mit einbinden. Unter anderem einen Kopfhörerausgang, DI Out via XLR, Insert, 3,5mm Aux In und Line In via XLR (es war geplant die Bestückung richtung 8" und 3 Wege zu ändern, um diese auch als Monitor nutzen zu können, mittlerweile jedoch obsolet).
Alles sollte via Übertrager potentialfrei in den Signalweg geholt werden, und größtenteils passiv summiert, um den Bauteileaufwand auf der sowieso schon dicht gedrängten Lochrasterplatine gering zu halten.
Kurz und knapp, hat nicht funktioniert, mit der auf Lochraster aufgebauten Schaltung klang das ganze Konstrukt leblos, und schlussendlich wurde darauf verzichtet diese zu benutzen, seither sind die Buchsen, bis auf weiteres, lediglich zum dichten der Löcher da. Da bisher deren Funktion nicht vermisst wurde, wird es wohl auch lange so bleiben. Bisher haben deshalb lediglich die drei Klinkenbuchsen für Inserts und Tuner eine Funktion.
Mittels DI Boxen und externem Pult lässt sich beim Anschluss an diese jedoch alles erreichen, was die Interne Platine geboten hat, da der Ausgang des PreAmps von Albert Kreuzer hinreichend niederohmig ist, um die allermeisten Eingänge antreiben zu können, vom Bodentreter zum Mikrofoneingang eines Mischpults, jedoch war auch dies bisher fast nie nötig.
Ursprünglich war es geplant zwei L25D zu verbauen, wovon eines den internen Lautsprecher antreibt, und ein zweites für eine zweite Box zur Verfügung steht. Dazu sind beide Endstufenmodule an den Speakon angeschlossen worden, eines auf 1+-, das Zweite auf 2+-, der interne Lautsprecher kann zudem über den verbauten Schalter abgeschalten werden, um mit beiden Modulen externe Lautsprecher anzutreiben.
Eines der beiden gelieferten L25D war jedoch defekt, ein vom Chinesen anstandslos geliefertes Ersatzmodul wurde seitdem schlichtweg nicht eigebaut, da es bisher niemals 2x250W erfordert hat.
Nachdem das Ergebnis beim ersten Anspielen des DIY Kombos wenig zufriedenstellend war, wurden bei einigen Bekannten einige andere Boxen angespielt, und damit der interne Lautsprecher als Übeltäter identifiziert.
Sowohl der PreAmp von Kreuzer klang über den Out des Inserts abgehört sehr gut, und auch die anderen Boxen überzeugen am Ausgang des L25D, spätestens seitdem meine Eigenkreation auf Lochrasterplatine entfernt worden war.
Darf ich nun also vorstellen, der Übeltäter:
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Aus Gründen der Faulheit habe ich keine TSP gemessen, und auch keinen Frequenzgang.
Meine Vermutung ist, dass die nur ca. 10l Volumen im Gehäuse für diesen eher mikrig wirkenden Treiber schlichtweg zu wenig sind, und es deswegen zu einem nicht unerheblichen Buckel bei ca. 200Hz kommt, welcher erklären wurde warum der ganze Kombo nach dem Umbau eher dröhnig klang.
Da dies vor dem Umbau nicht gestört hat, gehe ich davon aus, dass diese Überhöhung elektrisch entzerrt wurde.
Nach etwas Kramen in der Werkstatt (geht auch Nachts gerade so, ohne die Nachbarn übermäßig zu ärgern) und Recherche der zugehörigen Datenblätter kamen für eine spontane Umbestückung vor einigen Wochen zwei übrige Einzelstücke in Betracht. Einmal ein B&C 10MD26 und weiterhin ein Fane Sovereign 10-300. Letzterer wird von Fane unter anderem auch als Lautsprecher für Bass Kombos empfohlen.
Obwohl der B&C als reiner Mitteltöner ein sehr interessantes Experiment gewesen wäre, vermutlich eine sehr präsente Wiedergabe des Basses gewährt hätte, und selbst im geringen Volumen mit Sicherheit keine Überhöhung im Bereich um 200Hz aufweist, passte dieser leider nicht in das Gehäuse. Der Magnet ist zu groß, weswegen die Rückwand an manchen der Bleichteile mit diesem kollidiert und sich nicht schließen lässt.
Wohingegen der Fane dank seines kleineren Magneten knapp passt. Kurz angespielt, und für besser empfunden. Wirklich zufriedenstellen war das Ergebnis mit diesem jedoch auch nicht. Der Mumpf in den Tiefmitten ist etwas weniger, es kommt etwas mehr Low End, etwas mehr obere Mitten, etwas mehr Attack. Für ein Reststück aus dem Lager, das schon lange nutzlos herumliegt, ein netter, preiswerter Erkenntnisgewinn.
Nach kurzer Simulation in WinISD und erneuter Betrachtung des Datenblatts war klar, dass es für diesen Treiber etwas wenig Volumen ist und der Bereich um 200Hz zumindest noch ähnlichen Pegel besitzen wird, wie der Bereich darüber.
Daraus folgte eindeutig, dass zur Befriedigung meiner Klangvorstellungen ein Treiber gefunden werden musste, der im sehr geringen Volumen keine Überhöhung in den Tiefmitten erzeugt, sondern dort tendenziell leiser spielt als darüber. Das klingt so ganz nach meinen üblichen Klangvorstellungen beim Bass, als früher recht aktiver Tonmann, mit einem eher Bass- und Tiefmitten armen Fundament, sowie präsenten Mitten.
Dementsprechend war klar, wonach gesucht werden musste. Nach Simulation diverser Treiber, die seitens der Hersteller für E-Bass gedacht sind, kamen nur sehr wenige in die nähere Auswahl, nur einer erschien aufgrund der Simulation und Datenblätter als Lohnenswerter Versuch, der sogleich geordert wurde, vornehmlich um nicht in die Versuchung zu kommen noch diverse PA Treiber in diesem Gehäuse simulieren zu müssen.
Namentlich ist das der Celestion BN10-300X in 4 Ohm. Laut Simulation bleib dieser in den tiefen Mitten um 95dB/W, und steigt laut Datenblatt bis 2kHz auf knapp über 100dB/W an, um ab 3kHz flach abzufallen, ab 5kHz sehr steil.
Ob´s stimmt wird man sehen. Der Treiber kommt die nächsten Tage. Evtl. folgen auch noch weitere Versuche mit einem zusätzlichen Hoch- oder Mitteltöner, sowie dem B&C in einer separaten Box, nur um zu sehen wie sich dieser klanglich verhält
...to be continued...