„Der König ist tot, es lebe der König“ [Le roi est mort, vive le roi]
Mit diesem Projekt hier trage ich die erste Version des Lonely.TH15 zu Grabe und ersetze sie vollständig mit der neuen Version,
die die alte fortan komplett........beerben wird.
Alle meine Tapped Horn-Projekte beginnen mit einer Challenge.
Also quasi eine Art persönlichen Motivation, irgendein bereits bekanntes Tapped Horn „zu Brust“ zu nehmen und dann zu verbessern, zu tunen und letztlich einen persönlichen Stempel von mir aufzudrücken.....
Da die 1e Version des Lonely.TH15 bereits 2,5 Jahre online ist, wissen die meisten Tapped Horn-Begeisterte, welche #persönliche Challenge ich bei diesem Projekt verfolgt habe.
Der Frequenzgang war vom Jbell SS15 + the box 15LB075-UW4 vorgegeben und so ging es mir darum, eben diesen Frequenzgang im Nutzbass möglichst genau nachzubilden und zeitgleich die Schwächen vom SS15 auszumerzen. Deshalb war der Frequenzgang so, wie er ist.
Nichtsdestotrotz waren mir von Anfang an ein paar Sachen „ein kleiner Dorn im Auge", die mich aber anfänglich nicht so gestört haben.
Der Frequenzgang des Jbell SS15 und auch meines 1en Lonely.TH15 war etwas zu gutmütig im Rolloff. Also nach unten hin sehr flach abfallend.
Das war nicht zuletzt auch eine Folgeerscheinung des etwas zu knapp bemessenen Volumens.
Das mag für viele zuerst sehr verwunderlich erscheinen, denn ein TH ist bereits deutlich größer als ein vergleichbar abgestimmter BR.
.....ein Bilo-Treiber, wie der the box 15LB075-UW4, will nun mal mehr Volumen sehen, um sein volles Potenzial zu entfalten.
Und so ist es keine Seltenheit, dass wenn man ein TH mit zu wenig Volumen konstruiert, resultiert es eben in diesem flachen Rolloff.
Was dann aber wiederum zu Folge hat, dass man zwar seine Abstimmung via Impedanz getroffen hat, aber dat Dingens ist dennoch bassarm.
So eine Abstimmung ist vielleicht für Hi-Fi Zwecke für daheim erstrebenswert, weil Room Gain noch untenrum was dazu gibt.
Für PA Zwecke in größeren Locations dagegen ist es Käse.
Klar kann man untenrum entzerren, aber dafür ist ein Tapped Horn nicht gedacht.
Und so war's leider beim ersten Wurf vom Lonely.TH15
franky-gomera, mein langjähriger Freund, Berater und zeitgleich mein härtester Kritiker, der wohl einer der wenigen Menschen auf dieser Erde ist, der mehrere THs von mir gebaut hat, hat diesen Missstand mit zu wenig Bass nach seinem Hörbericht festgestellt
Dieser Eindruck verstärkte sich erst recht, nachdem er das Lonely.TH12 gebaut hat und eine Vergleichsmöglichkeit hatte.
Dass er das Lonely.TH15 anschließend verschrottet hatte, weil es ihm keinen Mehrwert im Vergleich zum Lonely.TH12 bieten konnte, hat mich schon sehr geschmerzt.
Im Nachhinein bin ich ihm aber sehr dankbar, denn es hat dazu geführt, dass ich diesmal genau HIER ansetzen wollte.
Das Rolloff vom Lonely.TH12 ist aggressiver und nach unten hin steiler abfallend, was ihn etwas kerniger und fetter klingen lässt. Typisch Tapped Horn eben.
Genau so wollte ich das TH15 ebenfalls bei der V2 Version abstimmen. (nicht schon wieder eine Challenge )
Für die erste Version hat jemand anders den Prototypen aufgebaut und gemessen wurden lediglich ein paar Alternativtreiber.
Das hat mich ebenfalls persönlich immer gewurmt, weil ich keine Messung mit dem eigentlichen Treiber, der auch darein gehört, anbieten konnte.
Diesmal mache ich alles selbst und hole alles aus dem Chassis raus.
Losgelöst von irgendwelchen Challenges.
Bevor ich zu den nackten Tatsachen komme, hier eine kleine Vergleichssimu, die aufzeigt, in welchem Umfang die Verbesserungen im Vergleich zum Vorgänger sichtbar, hörbar und später auch spürbar werden.
zum Vergleich ALT vs. NEU habe ich bewusst die geklippelte TSP von Dausend Acoustics verwendet. Mit diesen TSP gelingt eine der schlechtesten Simus überhaupt, mit dem 15LB075-UW4. Das Rolloff beginnt bereits bei 60Hz und fällt sehr flach ab. Das lässt die Performance untenrum sehr bassarm ausfallen, obwohl die Abstimmung von 43-44Hz eigentlich mehr Bassperformance suggeriert. Zum Vergleich dann am neuen TH15 meine selbst gemessene TSP.
Hier beginnt der Peak, ähnlich dem TH12 bei 53,5Hz und fällt deutlich steiler ab.
Das sind so die wesentlichen Unterschiede, die sicherlich Appetit auf MEHR machen.
Hier die Simulation zu neuen Lonely.TH15. Vorzugsweise, wie immer, in Hornresp.
Eingabemaske mit den von mir gemessenen TSP des 15LB075-UW4
hier der simulierte Frequenzgang bei 2.0xPi, F3 43,12Hz
elektrische Impedanz Fb 43,01Hz
Hubminimum Fb 44,26Hz
Group Delay 19,8msec
Nettovolumen ink. der Halskammer (Ausschnitt des Treibers + Konus des Treibers)
Auf den ersten Blick keine große Veränderung, wenn man die elektrische Impedanz und das Hubminimum isoliert betrachtet.
Aber darum ging es mir nicht. Ich wollte einen aggressiveren Rolloff und eine tiefere F3.
Das war das Ziel des Projektes. Ob’s mir gelungen ist. Hier kommt der Trommelwirbel
Um die Entwicklungskosten möglichst niedrig zu halten, habe ich den Bauplan in 16mm Spanplatte umgestrickt und auch aufgebaut.
Der finale Plan ist aber selbstverständlich in 15mm Wandstärke.
Gemessen habe ich mein Lonely.TH15, wie immer, draußen in meinem Innenhof auf dem Boden stehend, Messmikro mitte Hornmund.
So sah es aus.
und jetzt bitte keine Kommentare über die dreckigen Pflastersteine
hier ist das Endergebnis meiner Bemühungen
Messung direkt am Hornmund, Schallpegel nicht auf 1W/1m kalibriert
F3 42,04Hz
Group Delay 14,9 ms
und hier der Vergleich zwischen Simu und Messung. Tja, würde ich sagen, TSP selber zu messen lohnt sich immer
grün = Simu vs. rot = Messung (Pegel an die Simu angeglichen)
Impedanz wurde natürlich auch gemessen. Mittlerweile in LIMP. Gefält mir übrigens besser als REW.
Impedanzminimum, Phase 0° und Tuning (Fb) bei 42,34Hz
Zu der Trennungsgeschichte, sowohl nach unten als auch nach oben, habe ich aus meiner Messung heraus in REW paar Filter zur Ansicht generiert.
Da kann sich jeder, sofern er möchte, grob dran halten.
Habe dabei einen Hochpassfilter (Lowcut) mit 24dB/Okt, Butterworth gesetzt und für Trennung nach oben hin ebenfalls einen Tiefpassfilter 24dB/Okt, Butterworth.
Diese Filter sind nicht in Stein gemeißelt.
Wer auf Tiefbass keinen großen Wert legt und mehr Pegel haben möchte, setzt den Lowcut eben höher.
Auch ist die Trennung nach oben hin immer location- und/oder aufstellungsabhängig.
Ist aber alles in allem nur eine Empfehlung meinerseits
Ich lasse jetzt mal die Messungen für sich sprechen und gehe somit auch schon zum Fazit über.
Also das Projekt ist so geworden, wie ich mir das vorgestellt habe.
All das, was ich in der neuen Version des Lonely.TH15 umsetzen wollte, ist mir gelungen.
# aggressiveres Rolloff (nach Vorbild des Lonely.TH12). Check
# tiefere F3 und deutlich mehr Bums untenrum. Check
# die Messung passt zu Simu. Check
# die Messung geht in echt tiefer als simuliert. Check
# ich kann endlich TSP messen, die auch passen. Check
Einziger Wermutstropfen ist, dass etwas mehr Volumen nötig ist, um eben diese Performance zu erreichen.
.....aber einen Tod muss man ja bekanntlich sterben
Noch eins zuletzt, bevor Fragen zur Sinnhaftigkeit des ganzen Unternehmens auftauchen.
Auch zusätzlich in englischer Version.
In diesem Sinne, viel Spaß beim Nachbauen
Feedback und Fragen zum Projekt jeglicher Art sind ausdrücklich erwünscht!
Da es in diesem Forum leider etwas umständlich ist hochauflösende Bilder in grösserer Menge einzufügen, verweise ich an dieser Stelle an meinen anderen, ähnlich verfassten Thread im Hifi-Forum. Möge unser Admin mir das bitte nicht nachtragen!
Lonely.TH15 [15“ Tapped Horn + the box 15LB075-UW4]
Da gibt's übrigens auch deutlich mehr Infos zum Zusammenbau und sonstige interessante Sachen.
Gruß Viktor
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Baumappe Lonely.TH15 [german]
Construction folder Lonely.TH15 [english]