vor einigen Wochen hatte ich hier die Kombi aus ELX 112P Topteil und ELX 118P Sub zur Reparatur,
die Version mit "P" sind die aktiven Modelle.
Nach der Reparatur konnte ich das System auch vermessen und hören,
wobei ich es schon vorher kannte und bei Kofferjob darüber schon Bands mischen "musste".
Ich beschränke mich hier auf die wichtigsten Messungen und paar Eindrücke von mir,
für richtig ausgiebig hatte ich leider keine Zeit, somit fehlt z.B. Klirr und Directivity beim Topteil.
Electro Voice ELX 112P
Bilder:
Reparaturgrund:
Aktivmodul defekt.
Modul:
Ist fast komplett mit Hypex bestückt, somit toll für Reparaturen. Sind die Mini UCd-Platinen drauf. 2 gebrückt für den LF, eines für den HF. Samt einem SMPS400 Netzteil.
Das heißt 120W HF und 240W LF.
Wie so oft blicke ich net 100% bei Hypex durch, ob das jetzt Max-Leistung ist, oder gegen RMS geht. Habe mit den kleinen Keine Erfahrung, als auch nicht ausführlich vermessen.
Auf Grund vom Datenblatt gehe ich hier aber von RMS aus.
Am Modul kann man "Fullrange" oder "With Sub" wählen, als auch einen EQ.
Bestückung:
EV typisch im HF der DH1 und wieder ein "günstiger" LF (EVS‐12K, ist auch im ZLX).
Das Horn ist recht groß ausgelegt, was schon mal gut ist.
Messungen (inkl. Gitter):
Sind wesentlich besser als ich vermutet hätte, aber gibt paar Probleme.
Hier sehen wir direkt alle Einstellungen vom Modul, sprich mit und ohne EQ, als auch Hochpass/Fullrange.
Der EQ senkt im Sprachbereich circa 3dB ab, das hätte man sich meine Erachtens sparen können, ist klanglich auch nicht so mega auffällig.
Beim Hochpass-Schalter sehen wir, dass wir entweder bei grob 90Hz f-6dB landen, oder einen fetten Buckel untenrum bekommen, klar, nennt sich auch "Fullrange"

Hier landen wir grob bei 50Hz -6dB, mit einem Peak um die 100Hz.
Das ist zwar kein "echtes Fullrange", aber zweckmäßig will ich meinen, so klingt's halt schnell "schön" fett, warm und rund auf nem Stativ.
Hier erkennen wir, dass die Kiste bei 54Hz getuned wurde, als auch, dass Dämpfungsmaterial fehlt.
das Problem erkennen wir auch in voriger Messung im Bereich um die 270Hz. Stehwelle -> Loch, dann Buckel.
Im Ausschwingverhalten sehen wir wieder mal ganz typisch den DH1, wie er obenrum "resoniert" und uns klanglich auf den Wecker geht.

Da diese Messung gefenstert ist, sieht man den langen Ausschwinger im Bereich 270Hz hier nicht.
Aus Platzgründen spare ich mir die Messung hier aber.
Ebenfalls sehen wir noch ein Problem bei 1,3kHz, was auch in der Impedanzmessung zu sehen ist.
Ob das vom Chassis selbst oder dem gehäuse kommt, habe ich nicht weiter untersucht.
Ich tippe aber auf Gehäuse, kommt mit umgerechnet 13cm nämlich hin (Rückwand)
Wege zueinander.
Das sieht ganz ordentlich aus, dennoch hätte man hier (da aktiv getrennt und eh EQ't) auch noch bissel mehr Arbeit reinstecken dürfen.
Alles in allem aber ok.
Elektrisch sehen wir, dass hier unglaublich viel EQ im Bass verschwendet wird, jedenfalls im "Fullange" Modus.
das sind genau 10dB auf 65Hz. Optimal wäre der EQ eigentlich auf dem Tuning gewesen.
Am letzten Bild sehen wir den TMT "unbeschaltet" und dazu dann was das Modul elektrisch abgibt.
Die akustische XO liegt bei 1,5 kHz, eigentlich etwas gering für den DH1, geht mit dem großen Horn aber gerade so klar.
Ebenfalls erkennen wir, dass ein ganz kleiner EQ auf dem 270Hz-Problem sitzt.
Für Klirr und Directivity hatte ich leider keine Zeit mehr.
FAZIT und meine Meinung:
Für das was man bekommt, finde ich die Box mit einer UVP von über 700,- EUR ehrlich gesagt zu teuer.
Mindestens hätte hier gescheite Bedämpfung in die Box und vielleicht noch 60 Minuten mehr in den aktiven EQ investiert gehört. Auch sind EV-typisch die Ersatzteile unverschämt teuer.
Probleme werden hier mit EQ kaschiert, statt sie zu lösen.
Wichtig hätte ich einen "Flat-Modus" gefunden, denn im Fullrange verschluckt die Kiste extrem viele Details,
gerade tiefere Frauenstimmen versteht man nicht wirklich gut.
Denn wie man sieht, ist der TMT eigentlich echt gut abgestimmt.
gehäuseprobleme lösen , einfacher Hochpass bei 50Hz
und das Ding wäre wesentlich flexibler einsetzbar!
Der Hochpass ist meines Erachtens zu tief angesetzt, als hätte auch einen flacheren Rolloff benötigt,
so klingt die Kiste im Monitorbetrieb als Wedge immer noch zu brummelig. In "Fullrange" als Wedge überhaupt nicht zu gebrauchen.
Bei etwas höheren Pegeln (lange vor Limit) fängt die Kiste an zu nerven, das liegt wohl primär am DH1, sekundär an den 2 Besagten Ausschwingern (270Hz+1300Hz).
Ist für mich die typische Alleinunterhalter-Box.
Was man auch am Aktivmodul, bzw. dessen Inputs sieht,
allgemein finde ich das Modul samt Optionen grundsätzlich echt ok.
Wer ein reines Topteil sucht, was auch als Wedge geeignet ist, schaut sich die Achat-112 an und steckt die Modweiche rein (ja auch bei der Aktiven). Ist net nur günstiger, sondern auch mindestens um Faktor 5 besser/potenter.
Verarbeitung ist leider net so gut wie ich finde, das sieht man wenn man das Gitter abnimmt, spätestens wenn man in die Box schaut.
Jap, alles stabil und relativ robust, aber nicht gut verarbeitet, man erkennt ganz klar "schnelle Stangenware vom Band".
Einfache Holzschrauben für Gitter und Modul finde ich dabei gar nicht so schlimm, aber dass die Schrauben gefühlt ne Festigkeitsklasse von <1 haben nervt tierisch,
am besten bei ner Reparatur gleich passende, neue Schrauben einplanen.
Identische, oder gar günstigere Preisklasse, z.B. LD-Systems, die Achats und Konsorten, bieten hier wesentlich bessere Verarbeitung, als auch Features (Z.B. Neigeflansch, Flug- oder Bügeloptionen etc...)
Anm.: Was richtig nervt:
Das Ding hat nur EINEN Griff.
Electro Voice ELX 118P
Bilder:
Reparaturgrund:
Ports abgerödelt, nun undicht und klappern.
War gar nicht so einfach den Port heraus zu bekommen, da auch nochmals seitlich angeleimt, hier hat's allerdings bombig gehalten

Modul:
Ist fast komplett mit Hypex bestückt, somit toll für Reparaturen. Sind die Mini UCd-Platinen drauf.
2 gebrückt für den LF, eines für den HF. Samt einem SMPS400 Netzteil.
Allerdings habe ich mir nicht gemerkt, ob's 180er oder die 250er Module waren.
Mit den 250ern wären es 360W (1% THD), was realistisch erscheint.
Mit dabei ein Schalter für EQ, als auch einen "Link-Out".
Wichtig:
Der Link-Out ist nicht durchgeschliffen, sondern hat einen preamp davor.
Somit muss der Bass immer angeschaltet bleiben,
ansonsten liefert der Link out genau 15dB weniger Pegel!
Filter sind hier allerdings keine verbaut, Output ist 1:1.
Bestückung:
Wie zu erwarten recht mager bestückt mit einem EVS-18K in 8 Ohm, macht aber eigentlich nix

Schaut nach 2" VC aus, maximal 2,5", also irgendwas unterhalb 400W, was auch zu den kleinen UCDs passt.
Habe das aber nicht weiter untersucht, das höchste der Gefühle wären aber mit den "großen" Modulen 360W rms.
Laut Datenblatt hat die Kiste ein 350W rms Modul. (könnte auch limitiert sein, wie gesagt, habe ich nicht untersucht)
Messungen:
Sind allgemein erst mal echt einwandfrei!
Hochpass und Tiefpass sitzen hier fest.
Grün: Bass ohne EQ
Rot: Bass inkl. EQ
Blau: Max SPL inkl. EQ +6dB skaliert (Vollraum)
Also circa 120dB Max 4pi. Wurde der Übersicht halber um 6dB in der Messung angehoben.
Beim MaxSPL sehen wir auch, dass bei Vollgas noch irgendwas mitscheppert,
Gitter war's nicht, das war zum Messzeitpunkt Zeit entfernt

(Mit Gitter habe ich auch gemessen, gibt sich so gut wie garnix)
Achso, Max SPL mit und ohne EQ sind auf +-2dB identisch.
Im Dauerbetrieb (Erwärmung) wird maxSPL ohne EQ aber drüber liegen, so meine Vermutung/Erfahrung.
-6dB-Punkte:
Flat: 47Hz
EQ: 41Hz
TP: 119Hz
Im Ausschwingverhalten, mit oder ohne EQ, gibt's nix zu beanstanden.
Vollständigkeitshalber die Nahfeldmessungen
an Port, Dustcap samt Summierung.
Wir sehen, dass wir (jedenfalls bei Nicht-Vollgas)
auch keine "Schmutz" durch die großen Ports bekommen.
FAZIT und meine Meinung:
Finde die Kiste ehrlich gesagt einwandfrei,
der EQ wurde auch ganz passend gewählt und nix maßlos übertrieben.
So hat man einen schönen Live- und Discomodus.
Die Kiste kann dagegen leider nicht mega laut.
Hat halt den typischen warmen, pumpigen EV-Sound, den kann man mögen, oder halt auch nicht.
Das Modul kommt allerdings recht schnell an seine Grenzen, ist im Clip keine Vollkatastrophe, dennoch hört man das Limit sehr klar raus.
Leichtes Anclippen geht allerdings klar, wenn man
mit dem recht unsauberen Sound (gegen Limit) leben kann, denn dies ist mein Kritikpunkt an der Kiste.
Verarbeitung:
Ist leider noch wesentlich schlechter als beim Topteil.
Von außen "ok", sobald man aber irgendwo drunter schaut:
Chinesische Stangenware vom schnellsten Band

Ebenfalls finde ich, dass Ports aus Klopapierrolle überhaupt nicht geh'n!
Die Chassis wurden noch bei feuchter Farbe eingesetzt, somit klebt das Ding drauf und die Farbe geht ab und hängt am Chassis (Bei Top das gleiche Spiel).
EV-typisch wird für diverses recht harter Heißkleber genutzt, wir alle wissen, dass Heißkleber nicht lange hält.
Gitter mit Holzschrauben ist zwar ok, aber wie beim Topteil:
Gefühlt Festigkeitsklasse 1, ergo sehr schnell im Kopf rund-gedreht.
Die Gummifüße sind nicht nur sehr kurz, sondern die verwendeten Schrauben mit nem riesen Kopf.
Nach kurzer Einsatzzeit schaben die Schraubenköpfe statt den Füßen am Boden!
Sub-Sat-Kombi aus 112P und 118P
Gain:
Beides auf Anschlag? Funkt nicht,
Der Bass boostet zwar das Topteil um 15dB im Gain,
allerdings ist es für ein identisches Setting immer noch 5-10dB zu leise!
Messungen:
Vorab siehe die Einzelmessungen aus den vorigen Beiträgen zu der jeweiligen Box.
Folgende System-Messungen oberhalb 300Hz nicht mehr aussagekräftig.
Beide Gain identisch eingestellt, EQ aus.
Tjoa, das summiert sich zwar, aber das Ding ist jetzt ein dröhnender Eintongenerator, der klanglich ALLES verschluckt!
Gain vom bass zwischen Punkt 6 und 7 (6,5).
Dies ist der beste Kompromiss ohne den Eq zu nutzen.
Für Live empfiehlt es sich hier einen EQ zu setzen,
grob Q1,5 -5dB @ 120Hz.
Das Optimale Setup. Sub-Gain wieder auf 6.5,
allerdings mit EQ eingeschaltet.
Auch hier empfiehlt sich wieder ein EQ zu nutzen.
Was Richtung Q1,5 -4dB @ 110Hz.
Fazit:
EV hat hier wohl Setups gestrickt, damit alle ELX Kisten kombiniert werden können.
Der Kram summiert sich, allerdings extrem unschön.
Hier hatte man dem Tops (den anderen sicher ebenfalls)
jeweils ein Setup für den Bass spendieren sollen.
Auf einem Kofferjob (Live-Rockband) musste ich mit dem System eine Band mischen, das System kannte ich davor noch nicht.
Das war leider mit der schlechteste Sound, den ich jemals
produziert habe und dabei habe ich die Subs schon auf 50% Gain gedreht damals.
Gerade tiefere Stimmen werden komplett verschluckt, da versteht man fast überhaupt nix mehr.
Auch Gitarren kommen extrem indirekt rüber.
Das System mach einen, zwar sehr warmen, aber den bekannt EV-typischen Sound, leider (auch für EV) ungewohnt dröhning und muffig im Gesamtbild.
Für mich ist das eher ein Alleinunterhalter-System,
oder eben für Grabbelvermietung (18te Geburtstage, Faschings-Suff....)
Alles in allem finde ich das gebotene aber eindeutig zu teuer.
Wobei z.B. Thomann die Kisten vergleichsmäßig günstig anbietet.
Eine LD Stinger G2/G3 Aktiv ist dagegen z.B. ne Offenbarung (jedenfalls als Topteil oder Wedge),
da lohnen sich die mittlerweile "paar" Euro Aufpreis enorm!
Schlussworte & Empfehlungen:
Mit genannten Settings, sprich dem Gain, als auch einem großzügigen EQ im 110Hz Problembereich, wird man da aber halbwegs mit arbeiten können.
Empfehlenswert meinerseits wäre den EQ im Bass auszulassen un am Mixer einen Lowshelf (12dB/okt.) bei 70Hz mit +6 (live) bis +12dB (Disco) zu nutzen.
Im Monitorbetrieb muss auf alle Fälle der Hochpass im Topteil aktiviert werden.
Am besten dazu noch ein kleiner Shelfing EQ am Pult um nen flachen Rolloff zu bekommen.
Man könnte mal Lowshelf 140Hz -4dB versuchen. (Fullrange -12dB)
Die passive Version sieht dagegen (Im Bass) optimal für Monitorbetrieb aus.