da wird das Thema in der FB-Gruppe hatten, will ich dies auch mal hier anschneiden, bzw. eher ausführlicher behandeln.
Da es immer wieder Verwirrung um AES und RMS-Belastbarkeit gibt.
Die AES-Methodik habe ich mal grob zusammengefasst aus der AES2 der Audio Engineering Society, Inc..
LF-Chassis wird Free-Air montiert (Laut AES praktikabler als ISO-Baffle).
Horizontal mit Pappe nach vorne.
Als Signal wird PN genutzt, allerdings bandlimitiert.
Empfohlen wird hier eine Bandbreite von einer Decade aufwärts,
ab der untersten Einsatzfrequenz des jeweiligen Chassis.
Der Bandfilter muss 12dB/Okt. betragen und BW Charakteristik aufweisen.
Das Peak-RMS Verhältnis vom PN sollte 2:1 betragen, also 6dB (Crest).
Hierbei wird die Ausgangsspannung des Verstärkers ebenfalls per True-RMS (und Peak per Oszi) abgelesen.
Der Hersteller sollte dabei die -3dB Frequenzen mit angeben (Bandfilter).
Das Chassis muss im warmen Zustand sein/Betriebstemperatur.
Ermittelt wird die Leistung zum Quadrat der Effektivspannung (rms).
Ermittelt wird per True-RMS Voltmeter und durch Zmin geteilt. (Also weder Re noch Znom)
Die gemessene/angegebene Leistung ist diese, welche das Chassis über mindestens 2 Stunden
übersteht und dabei akustisch, mechanisch oder elektrisch keine permanenten Änderungen größer als 10% erleidet.
Der Hersteller muss die Informationen mit beischreiben, vor allem bei einer Abweichung der Messmethodik.
RMS:
Auszug aus Wikipedia:
"Der Effektivwert wird als eine Form des quadratischen Mittelwerts und abgekürzt auch als RMS für englisch Root Mean Square bezeichnet. Die RMS-Leistung ist die mittlere Leistung über einem vorgegebenen Frequenzband, wobei das Signal, aus dem die RMS-Leistung errechnet wird, ein rosa Rauschen innerhalb des Frequenzbands ist. Der quadratische Mittelwert ist die wesentliche Größe für die thermische Bemessung einer Leistungsgröße."
Somit schaut das relativ ähnlich zu AES aus, jedoch ohne genaue Richtwerte, wie auch ohne Zeitfaktor.
Belastbarkeit nach IEC 60268-5 - Rated noise power (Auch "power handling capacity”)
Die Charakteristik muss hier spezifiziert werden.(Wie in 3.2.1)
Berechnet wird mit der Formel Un²IR, wobei Un der bewerteten Rauschspannung (rms) entspricht und R der bewerteten Impedanz.
Mit dazu (bzw, davor) gehört wohl auch Punkt 17 "Rated noise voltage"
Hier haben wir "Long-Therm" und "Short-Therm"
Gemessen wird mit PN, welches nach IEC 60268-1 gewichtet wird.
Gemessen wird ohne Schallwand, außer der Hersteller hat dies mit angegeben, ebenso mit einem Bandfilter, wird einer genutzt, muss dies mit angegeben werden.
Der Lautsprecher muss in einen Klimatisierten Raum (Siehe IEC 60268-1)
Die Peak-RMS-Ratio muss 1,8 bis 2,2 betragen (Also ähnlich AES, ca 6dB Crest)
Insgesamt muss hier 100h gemessen werden.
Short-Therm
Die maximale Spannung, welcher der Lautsprecher 1s ohne Schaden übersteht.
Dieser Test muss 60x wiederholt werden, mit einem Intervall von einer Minute.
Long-Therm
Die maximale Spannung, welcher der Lautsprecher 1min ohne Schaden übersteht.
Dieser Test muss 10x wiederholt werden, mit einem Intervall von zwei Minuten.
Nennbelastbarkeit:
Wird gerne bei HiFi genutzt, manchmal kann man's nachlesen wie gemessen wurde.
Zum Großteil wird hier aber wohl PN genutzt, ebenfalls bandlimitiert
Nominalbelastbarkeit:
Bin ich nicht ganz durchgeblickt, soll wohl aber die Belastbarkeit sein ohne Bandfilter,
liest man eher selten und wenn dann bei HiFi.
Ansonsten sollte dies für die RMS/AES Belastbarkeit gelten, wir auch nominelle Belastbarkeit genannt.
Maximalbelastbarkeit, Dauerbelastbarkeit (continuous/programm power), Peak Belastbarkeit
Hier wird in den seltensten Fällen wirklich gemessen. Wenn doch, dann wie AES aber mit 50% duty cycle (können Pausen sein, oder mehr Crest)
Im Regelfall wird für Max/Cont./Programm einfach +3dB auf RMS/AES drauf gerechnet, entspricht also dem Doppelten.
Für Peak werden nochmals 3dB, also gesamt 6dB drauf gerechnet und entspricht so dem 4-fachen.
Jetzt zum Knackpunkt:
- 18 Sound & B&C misst mit der nominellen Impedanz, weicht also ab.
- Sica, Oberton & Faital misst mit Zmin und halten sich strikt an AES
- Ohne genaue Angabe, aber mit Verweis auf AES2-1984 (r2003. Also Zmin): A&D, Beyma, BMS, Fane, Lavoce, P.Audio
- Eminence hat seine eigene Methode (EIA 426A)
Am Ende ist die Sache doch genau so wie beim Xmax:
Immer in's Datenblatt vom Hersteller schauen und die Anmerkungen lesen, diese sind schließlich nicht umsonst abgedruckt

- Im PA-Bereich sind wir uns also wohl schon mal relativ einig, da nutzen eigentlich alle AES, oder das Messverfahren geht in eine sehr ähnliche Richtung,
zumindest geben Hersteller hier ihre Messmethodik mit an und man kann sich informieren.
- Im HiFi-Bereich schaut das wieder anders aus, da liest man gerne "Nennbelastbarkeit", oder "Nominalbelastbarkeit" ohne jegliche weitere Informationen darüber, oder eben nur recht Spärliche.
- RMS-Angaben finden wir dagegen eher im HiFi-Bereich und nur noch selten bei PA.
Leider geben einige hier ihre genaue Messmethodik nicht mit an.
Ich persönlich finde aber, dass man RMS mit AES ziemlich gleichsetzen kann.
Warum das Ganze:
Da immer wieder Diskussionen über Limitereinstellungen stattfinden und oftmals Verwirrung und/oder Halbwissen herrscht/verbreitet wird.
Somit starten wir hier drüber doch mal eine Diskussion und tauschen uns aus.
Anmerkung:
Wir reden hier rein von der elektrischen Belastbarkeit unter bestimmten Testbedingungen.
Ein Lautsprecher hat auch weitere Limitierungen, wie die thermische Belastbarkeit, als auch die mechanische Belastbarkeit.
Je nachdem wie das jeweilige Chassis verbaut, angesteuert oder genutzt wird, kann die Belastbarkeit abweichen.
Beispiel:
Das Chassis verkraftet elektrische 1000W nach AES,
in unserer verbauten Box lenkt das Chassis aber bereits ab 400W weit über sein Xmax aus.
Entweder wird die Spule so heiß, dass wir einen thermischen Defekt bekommen, oder die Auslenkung ist dagegen so groß,
dass es dies mechanisch nicht verkraftet, z.B. reißt die Spider oder Sicke ab, oder die VC schlägt an.
Ähnliches kann passieren, wenn wir keinen Hochpass gesetzt haben, aber Signale mit viel zu tiefen Frequenzen nutzen.
Es gibt auch Fälle von thermischem Defekt, ohne zu viel Auslenkung.
Z.B. wenn unser Chassis einen bestimmten Hub benötigt um sich selbst zu kühlen, aber der Hochpass viel zu hoch angesetzt wurde,
so killen wir z.B. auch eine "unzerstörbare" Nexo PS15

Gleiches kann passieren, wenn unser Musikmaterial viel zu komprimiert ist, oder der Limiter im Dauerrot leuchtet, oder wir alternativ ein echtes Sinus-Signal nutzen.
Man sollte bedenken, dass die Belastbarkeit nur über einen bestimmten Zeitraum mit einem Rauschen, samt Cretfaktor ermittelt wurde.
Es kann gut sein, dass 2h kein Problem sind, nach 6h Dauerbetrieb aber die thermische Grenze erreicht wurde.
Vor allem wenn man bedenkt, dass wir oftmals schwarze, geschlossene Kisten in der Prallen Sonne benutzen,
teils dann noch Hornkonstrukte mit extrem kleiner Rückkammer, in der sich extrem schnell die wärme staut!
Meine Meinung zu Limitersettings:
Setzen wir einfach nur einen Peaklimiter auf die RMS/AES-Belastbarkeit, fahren wir ziemlich sicher, als behalten auch recht gut unseren Dynamikumfang.
Wer kein Dauerrot fährt, kann auch diesen auch bedenkenlos 50% höher ansetzen, könnte aber in der Vermietung
evtl. kritisch werden, falls der Rotlicht-DJ besoffen zu Werke geht

Der Peaklimiter schneidet strikt bei einer festen Spannung ab, das heißt, sofern die LED ganz leicht anblinkt,
haben wir nur Peaks bei dieser Leistung, die Durchschnittliche Belastung liegt dann mindestens 50% (3dB), eher sogar 6dB darunter.
Klingt also erst mal gesund

Nutzen wir dagegen RMS Limiter und Peaklimiter zusammen, können wir den RMS-Limiter auf RMS/AES limitieren und den
Peaklimiter 3dB höher ansetzen. Meine Empfehlung wäre allerdings den RMS Limiter auf -3dB zu setzen, damit man mehr Dynamik hat, ergo klanglich besser!
Vom ein oder anderen Hersteller habe ich auch schon DSP-Settings hier gehabt, da wird der Peaklimiter gerne auf +6dB gesetzt und der RMS-Limiter mit hoher Attack,
jedoch halte ich dies teilweise für ungesund! Auch wenn reine Peaks Elektrisch verkraftet werden, ist nicht gesagt, dass dies auch
mechanisch drin ist und schon überhaupt nicht auf Dauer mit hoher Attackzeit gesehen.
Hierbei sollte man auch noch die Power-Kompression bedenken, von den 3dB oder 6dB Dynamik bleiben gar net mal so mega viel übrig,
jedenfalls nicht sofern das Chassis eh schon am Anschlag läuft.
Ich finde man sollte auf die letzten 2dB verzichten und dafür einen klanglich ausgewogenen/dynamischen Klang, als auch Betriebssicherheit vorziehen.
Ein guter Kompromiss in meinen Augen wäre ein Peaklimiter auf +1,5dB und in Kombination einen Thermolimiter gegen Rotlicht.
Viele DSP haben allerdings keinen, da kann man sich aber halbwegs behelfen, in dem man einen anderen Limiter mit recht hoher Attack und Release (oder Hold)
setzt, diesen aber sehr strikt ansetzt, muss also hart limitieren und mindestens 3dB, besser 6dB vor dem Peaklimiter arbeiten.
Wünschenswert ist, wenn dieser VOR den Filtern und EQ sitzt, also im Input oder am besten am Anfang des jeweiligen Outputs.
Ich gebe keine Garantie auf meinen Beitrag, Korrekturen und Ergänzungen sind erwünscht.