ein kontrovers diskutiertes Thema, ich bin es trotzdem angegangen.
Kurze Vorgeschichte und Einsatzzweck:
Ich betreibe seit vielen Jahren einen 8" URPS mit dafür eigentlich ungeeigneten Lautsprechern im Wohnzimmer. Ursprünglich waren es 4 Chassis pro Seite, nach einem Endstufendefekt sind nur noch 2 Stück übrig geblieben.
Das eingesetzte Chassis war ein RFT L2926. Dieses lässt sich heutzutage nur sehr schwer beschaffen und hat für diese Betriebsart im Kleinstack zu wenig linearen Hub.
Nach viel Sucherei und Experimenten bin ich beim Reckhorn D-165 stehen gelieben.
Dieses Chassis hat eine sehr stabile, gerade Alumembran, einen hohen linearen Hub von +/-8mm nach (Hvc-Hg)/2 bzw. +/-10mm nach (Hvc-Hg)/2 + 1/4 Hg und eine vergleichsweise große 1,5" Aluspule. Ein großer Punkt war natürlich auch der Preis, in Mehrfachanordnung kommt doch einiges an Geld zusammen.
Ursprünglich war eine Resonanzfrequenz von ca. 85Hz vorgesehen, was bei besagtem Chassis ein Einbauvolumen von ca. 2L ergibt. Nach Tests in einem derart kleinen Gehäuse stellte sich heraus, dass die Sicke dem hohen Wechseldruck in diesem Gehäuse nicht standhält und bei hohem Pegel ein "Sickenknallen" auftritt, bei dem die Sicke durch den Unterdruck bei positiver Membranbewegung nach innen gesogen wird und dieses Knallen erzeugt.
Es musste also eine Volumenvergrößerung her. Als magische Grenze, bis zu der das Sickenknallen auftritt, hat sich ein Volumen von >3L gezeigt.
Es galt nun einen Kompromiss zwischen Einbauresonanz und der zugeführten Leistung durch die nötige Entzerrung im Bassbereich zu finden. Das Reckhorn Chassis ist zwar thermisch sehr leidensfähig, kann aber durch das geschlossene Gehäuse die Abwärme nicht direkt an die Umgebungsluft abgeben. Laut Reckhorn ist die Alumembran thermisch an die Schwingspule gekoppelt. In meinen Tests hat sich bereits bei 40W Eingangsleistung eine deutliche Erwärmung von Membran und Dustcap gezeigt, sodass die Angabe stimmen könnte.
Da das System einerseits für Musik und Filme bei mir im Wohnzimmer eingesetzt wird, jedoch auch für Kleinst-Privatpartys im Keller herhalten muss, habe ich eine Reso von 63Hz gewählt.
Das System besteht vorerst aus 8 Chassis mit einem Nettovolumen von jeweils 4,5L in 2 4er Gehäusen. Die Gehäuse haben die Maße 40x40x25cm und werden klassisch mit Warnex lackiert und Speakonbuchse + Gummifüße ausgestattet. Material ist 15mm Birke-MPX.
Als Antrieb des Systems dient eine KME SPA450S, die 225W an je 4 Lautsprecher liefern kann. Entzerrung erfolgt über den Behringer DCX.
Im Wohnzimmerbetrieb wird das System als richtiger URPS von 20-60Hz mit der entsprechenden Entzerrung betrieben. Natürlich ist der Entzerraufwand groß und die entsprechend zugeführte Leistung ebenfalls. Da ich niemals lange Zeit Vollgas hören kann und Pegelspitzen bei Filmen nur selten auftreten, ist die thermische Belastung der Spule nur gering.
Beim Einsatz im Partykeller (auch eine Anwendung als DJ Monitor bei größeren Veranstaltungen wäre denkbar) soll ein Frequenzgang von 45-100Hz -3dB erreicht werden. In diesem Fall spielt das System als normale CB und nicht mehr als URPS. Im Halbraum ist damit bei Nennleistung ein maximaler Schallpegel von 117dB / 1m erreichbar. Begrenzt wird der Schallpegel durch den maximalen Hub, der bei unter 50Hz durch die Entzerrung erreicht wird. Darüber lässt sich durch Erhöhung der Eingangsleistung auch mehr bis zum Abrauchen der Spulen erreichen.

Hier zwei Bilder von den Chassis:
Bilder vom Gehäuse gibt es noch nicht, der fertige Zuschnitt liegt aber schon bereit, am Wochenende sollte ich zum Zusammenbau kommen.